Erfüllte Erwartungen und erlebte Medaillenträume

Mit einer feierlichen Schlusszeremonie endete die XXIII. Sommer-Universiade, die vom 11. bis 21. August 2005 in Izmir (Türkei) stattgefunden hatte. Die 162 Mitglieder der deutsche Delegation hatte an diesem Abend jeden Grund zu feiern: Trotz eines neuen Melde- und Teilnehmerrekords erzielten sie für den adh den größten sportlichen Universiade-Erfolg seit 1995.

Die XXIII. Sommer-Universiade sei nicht nur aus sportlicher Sicht ein Erfolg gewesen, betonte FISU-Präsident George Kilian. Diese Universiade wurde durch Rekorde in den verschiedensten Bereichen zu etwas Besonderem: Mit 7.805 akkreditierten Personen aus 131 Ländern schlug nicht nur ein neuer Teilnehmerrekord zu Buche, auch das Sportangebot war in Izmir so umfangreich wie nie. Das Organisationskomitee bot neben den zehn vorgeschriebenen Sportarten erstmals vier optionale Sportarten - Segeln, Taekwondo, Bogenschießen und die türkische Nationalsportart Ringen - an. In allen Sportarten gingen Weltklasseathletinnen und -athleten an den Start, darunter etliche Medaillengewinner der Olympischen Spiele und Aktive mit vorderen Platzierungen im Weltcup. So überrascht es nicht, dass bei diesen Weltspielen der Studierenden 19 Universiade-Rekorde gebrochen wurden.

Der adh war in elf Sportarten mit Aktiven vertreten: Im Basketball (Frauen und Männer), Bogenschießen, Fechten, Leichtathletik, Ringen, Schwimmen, Surfen, Taekwondo, Tennis, Volleyball (Männer) und Wasserspringen.

Auch wenn beispielsweise die Studenten-Nationalmannschaft Volleyball sowie die adh-Fechter bei dieser Sommer-Universiade nicht die erwarteten Platzierungen erreichen konnten und auch die vom Erfolg verwöhnten Tennisspieler und Wasserspringer diesmal ohne Edelmetall nach Hause kamen, war das herausragende Gesamtergebnis des deutschen Teams in erster Linie eine geschlossene Mannschaftsleistung. Dieses konnte nur zustandekommen, da sich alle Sportarten im Vorfeld umfassend vorbereitet hatten, die Teams aufeinander eingespielt waren, sich gegenseitig unterstützten und vor Ort ihre Leistung im Wettkampf abrufen konnten. Die Mannschaftsergebnisse der Sportarten Leichtathletik, Ringen und Taekwondo sind Beispiele für diese gute Arbeit.

Zwar sind im Leichtathletikteam einige Athletinnen und Athleten hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben, dennoch war das Auftreten der deutschen Mannschaft insgesamt sehr positiv. Die Einstellung des Universiaderekords und der Goldmedaillengewinn durch Björn Otto (Uni Köln) im Stabhochsprung fand international höchste Beachtung und Anerkennung. Dass er bei seinem Siegessprung über 5,80 Meter exakt die gleiche Höhe sprang, die zum Gewinn des Weltmeistertitels wenige Tage vorher in Helsinki notwendig war, ist letztlich ein weiterer Beleg für das internationale Topniveau, das mittlerweile durchgängig in allen Disziplinen vorherrscht. Eine weitere Goldmedaille durch Julia Hütter (VFH Wiesbaden) im Stabhochsprung und der Bronzemedaillengewinn im Hochsprung durch Ariane Friedrich (Uni Frankfurt) sowie viermal Platz vier, zweimal Platz fünf, einmal Platz sechs, viermal Platz sieben und zweimal Platz acht belegen das gute Abschneiden der Leichtathletinnen und -athleten.

Auch im Ringen gab es Licht und Schatten - mit einer Medaille wurde die Zielvorgabe erreicht. Bei den Männern sorgte Björn Holk (Uni Dortmund) im griechisch-römischen Stil für die Überraschung und erzielte nach Siegen gegen internationale Topgegner die Silbermedaille. Die übrigen Ringer blieben innerhalb ihrer Möglichkeiten, wobei auch Markus Hamann (Uni Jena) zu gefallen wusste und letztlich nur knapp an einer Bronzemedaille scheiterte. Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass nahezu die komplette Weltelite mit Olympiamedaillenträgern sowie mehrfachen Weltmeistern bei Frauen und Männern am Start war. Die deutschen Frauen konnten im Freistil die Erwartungen nicht ganz erfüllen, warteten aber dennoch mit Platzierungen zwischen Rang fünf und neun auf.

Ähnlich wie den Ringern erging es auch dem deutschen Taekwondoteam. Jannis Dakos (DSHS Köln), der sich im Finale der Klasse bis 58 kg nur denkbar knapp seinem türkischen Kontrahenten geschlagen geben musste und Silber gewann, überraschte sehr positiv. Dass er auf seinem Weg ins Finale unter anderem den amtierenden Vizeweltmeister und mehrfachen Ex-Weltmeister Behzad Khadadad aus dem Iran besiegte, war für das deutsche Taekwondo ein großer Erfolg. Die Bilanz im Taekwondo ist aus deutscher Sicht zufriedenstellend, wobei bei einem etwas glücklicheren Verlauf der Wettkämpfe ein noch besseres Gesamtergebnis möglich gewesen wäre.

Nahezu optimal lief es bei den beiden Basketballteams. Die Männermannschaft überraschte in Izmir sehr positiv. Letztlich wurden nur das Vorrundenspiel gegen den späteren souveränen Universiadesieger USA sowie das Viertelfinalspiel gegen die Ukraine (ebenfalls Finalteilnehmer!) knapp verloren. Der deutliche Sieg gegen Gastgeber und Mitfavorit Türkei im Spiel um den fünften Platz zeigt das große Potenzial der deutschen Mannschaft, die noch in der Vorbereitung mehrfach gegen die Türkei verloren hatte und verdeutlicht die kontinuierliche Steigerung des Teams zum und im Zielwettkampf. Auch die weiteren Siege gegen Iran (64:60), Slowakei (80:60) und Kanada (63:59) sind Belege für eine hervorragende Arbeit der Mannschaft sowie des Trainer- und Betreuerstabes, die auf höchstem internationalen Niveau und mit tollem persönlichen Einsatz zu Werke gegangen sind.

Das Basketballteam der Frauen hat das vorgegebene Ziel, sprich eine Platzierung unter den besten acht Mannschaften, ebenfalls erreicht und einen hervorragenden sechsten Platz belegt. Vor allem die knappen Niederlagen gegen Russland und Australien machten deutlich, dass auch das deutsche Frauenteam eine enorme Steigerung während der Vorbereitung und im Laufe des Turniers in Izmir vollzogen hat und selbst mit den großen Basketballnationen mithalten kann. Die Siege gegen Japan (70:65) und Irland (76:61) in der Vorrunde bescherten der Mannschaft, die sich im wesentlichen aus Spielerinnen des erweiterten A-Kaders und der "Starting-Five" des U-20 Nationalmannschaftskaders des DBB zusammensetzte, den kaum für möglich gehaltenen Einzug ins Viertelfinale. Dort warteten die übermächtigen Australierinnen, mit denen unsere Korbjägerinnen aber überraschend lange und gut mithalten konnten, ehe doch eine 44:59 Niederlage zu Buche schlug. Der überragende 66:58 Sieg gegen Polen brachte den Einzug in das Spiel um Platz fünf. Dort unterlag man dann jedoch deutlich mit 38:83 gegen Taiwan.

Die deutschen Surferinnen und Surfer waren ebenso ein Glanzlicht in Izmir. Allen voran Romy Kinzl (HU Berlin), die bereits 1999 in Palma Silber für den adh holte. Sie setzte nun noch eine Top-Leistung darauf und wurde mit kämpferischer Einstellung Universiadesiegerin. Toni Wilhelm (Uni Kiel) fuhr auf einen Bronzemedaillenrang in der Männerkonkurrenz. Auch Anika Schoneville (Uni Kiel/ Platz acht) und Moritz Martin (Uni Frankfurt/Platz neun) waren Garanten für das gute Mannschaftsergebnis. Sie bescherten dem adh - obwohl die deutsche Universiademannschaft in den zusätzlichen Segelklassen nicht vertreten war - eine weitere Bronzemedaille in der Teamwertung.

Die Schwimmmannschaft, die schon bei den vergangenen Universiaden immer wieder für die ein oder andere Medaille gesorgt hatte, war im Schwimmstadion von Manisa die Medaillenschmiede des deutschen Teams. Die deutschen Frauen warteten durch sehr gute Leistungen auf und erzielten nicht nur acht der neun deutschen Schwimmedaillen, sondern schwammen dabei auch hervorragende internationale Zeiten. Dabei gab es sogar noch Steigerungen gegenüber den bei der WM erbrachten Leistungen. Als fleißigste Medaillensammlerin erwies sich Annika Liebs (Uni Würzburg), die über 100 m und 200 m Freistil Silber holte und über die 200 m Rücken Bronze erreichte. Als zweites Glanzlicht und sichere Medaillenbank für den adh erwies sich wieder einmal Petra Dallmann (Uni Heidelberg) mit ihrer Goldmedaille über 100 m Freistil und der Bronzemedaille über 200 m Freistil. Einen starken Eindruck hinterließ auch Nicole Hetzer (TFH Berlin), die sowohl über die 200 als auch 400 m Lagen Bronze holte. Ebenso beeindruckte Janne Schäfer (Uni Hamburg), die mit ihrer Bronzemedaille über 50 m Brust den deutschen Medaillenreigen am ersten Wettkampftag eröffnet hatte.

Bei den Männern war es Langstreckenweltmeister Thomas Lurz (FH Würzburg-Schweinfurt), der Silber über 1500 Meter erzielte und die Ehre der deutschen Männer rettete.

Insgesamt konnte das adh-Team mit vier Gold-, fünf Silber- und acht Bronzemedaillen insgesamt 17 Mal Edelmetall in Izmir holen, was gegenüber der vergangenen Sommer-Universiade eine deutliche Verbesserung ist. Genauso schön, aber noch viel wichtiger ist die Tatsache, dass ca. drei Viertel aller deutschen Aktiven eine Endkampfplatzierung erreichten. In dem für den adh entscheidenden Bereich der Platzierungen von eins bis acht ist eine Steigerung gegenüber der Universiade 2003 um 47 % zu verzeichnen. Diese Entwicklung ist ein eindeutiger Beleg dafür, dass die weitere Anhebung der Nominierungskriterien und stärkere Betonung einer gezielten Vorbereitung mit zeitnahen Leistungskontrollen genau der richtige Weg ist, um beim Zielwettkampf ein optimales Leistungsniveau der Aktiven herzustellen. Die Ergebnisse machen sehr eindrucksvoll deutlich, dass die Sommer-Universiade 2005 für die adh-Mannschaft ein herausragender sportlicher Erfolg war. Diese Bilanz, die eine deutliche Verbesserung der Ergebnisse und Platzierungen der Aktiven darstellt, steht im Gegensatz zum Trend des Abschneidens anderer deutscher Mannschaften, z. B. bei den Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften einiger olympischer Kernsportarten.