Keine Ferien für studentische Spitzensportler

1999 Palma de Mallorca (Spanien). Spontan verbindet man mit dieser Stadt nur ein Reiseziel. Sportliche Assoziationen entstehen höchstens im zweiten Anlauf. Mit der Ausrichtung der Universiade wollte die Balearen-Insel den Imagewandel beschleunigen. Weg vom eindimensionalen touristischen Image hin zu gehobeneren Standards. Ob sich Ertrag und Aufwand für die Ausrichter die Waage halten, müssen die Tourismusmanager der Insel klären. Für die angereisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 132 Ländern der XX. Sommer-Universiade hat es sich allemal gelohnt. Sportlich wie organisatorisch waren die letzten Studierenden-Weltspiele des 20. Jahrhunderts ein echtes Highlight und machten Appetit auf mehr.

Das deutsche Team hat bei dieser Universiade in vielfacher Hinsicht beeindruckt. Kein Team ist geschlossener aufgetreten, kein Team hat ein ähnliches Unterstützungspotenzial für die jeweils anderen Sportarten "auf die Beine" gestellt und dabei mit unermüdlicher Fröhlichkeit in der Öffentlichkeit agiert. Das Zusammengehörigkeitsgefühl im deutschen Team war nach innen und außen deutlich sichtbar.

Auch wenn die Medaillenausbeute nicht den Erwartungen entsprochen hat, so entsteht bei einer differenzierteren Betrachtung ein präzises Leistungsbild des deutschen Teams. Im Fechten kann man mit den Ergebnissen nicht zufrieden sein. Ohne Medaille und ohne Finalplatz ist das Fechtteam schon seit vielen Jahren nicht mehr nach Hause zurückgekehrt. Ähnlich erging es den Judoka, die sich mit ihren Platzierungen achtbar geschlagen haben, aber ebenfalls medaillenlos blieben. Im Kunstturnen ist Karsten Oelsch hervorzuheben, der sich in einem WM-würdigen Reckfinale auf den vierten Platz turnte. Die Wasserspringerinnen blieben ohne Medaillen. Hier war die absolute Weltelite am Start. Conny Schmalfuß konnte sich in diesem Feld mit einem vierten (1 m-Brett) und fünften Platz (3 m-Brett) am besten behaupten.

In der Leichtathletik machten die 400 m-Hürdenläuferinnen mit tollen Leistungen auf sich aufmerksam. Allen voran Ulrike Urbansky, die sich über 57,01 sec. (VL), 55,49 sec. (SF) mit 54,93 sec. die Bronzemedaille sicherte. Auch im Sprungbereich gab es angenehme Überraschungen, denn mit der Goldmedaille von Richard Spiegelburg im Stabhochsprung (5,60 m) hatte wohl niemand gerechnet. Charles Friedek bewies seine ansteigende Form im Dreisprung mit 17,05 m in der Qualifikation und setzte mit erzielten 17,20 m im Finale noch eins drauf. Das war die Silbermedaille. Überraschend war die Bronzemedaille unserer Sprinterinnen Shanta Gosh, Andrea Bornscheuer, Nicole Marahrens und Kirsten Bolm über 4x100 m in 43,96 sec. (VL 43,75 sec.). Die gelaufenen Zeiten haben auch einige DLV-Trainer aufhorchen lassen.

Mit zehn Schwimmerinnen und Schwimmern nahm die deutsche Mannschaft an den Schwimmwettbewerben teil. Sabine Klenz holte mit 2:17,54 min. über 200 m Lagen Silber. Meike Freitag erreichte mit 2:03,33 min. über 200 m Freistil eine Bronzemedaille.

Das 470er Frauenteam im Segeln, Stephanie Trübel und Carolin Grosser, war bei "Halbzeitstand" noch auf Medaillenkurs, erreichte letztendlich jedoch nur den undankbaren vierten Platz. Unter optimalen Wind- und Wetterbedingungen surfte sich dagegen Romy Kinzl, Architekturstudentin an der HU Berlin, nach zwölf Wettfahrten auf den zweiten Platz.

Im Tennis hatten sich Helge Capell und Alexander von Hugo vorgenommen ihre Nominierung im Doppel zu rechtfertigen. Sie waren nur an sieben gesetzt, sollten aber im Verlaufe des Turniers zum Favoritenschreck werden und gewannen am Ende die Silbermedaille.

Dass die Volleyballer mit etwas Training sicherlich eine brauchbare Boygroup hätten werden können, war schon bei der "Welcome-Party" des adh am Eröffnungstag der XX. Universiade auf Mallorca 1999 erkennbar. Wieviel besser sie aber Volleyball spielen können, wurde spätestens am 11. Juli 1999 deutlich. Sie machten die Sensation dieser Universiade perfekt und wurden ungeschlagen Universiadesieger.