09.04.2020 | Kategorie: 2020 , Wir über uns

Zum Gedenken an Richard Vorhammer

Der erste Geschäftsführer des DSB sowie Geschäftsführer und Präsident im adh wäre am 3. April 100 Jahre alt geworden

Richard Vorhammer, der erste hauptamtliche Geschäftsführer des Deutschen Sportbundes (DSB), eine der Vorgängerorganisationen des heutigen Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), wäre am kommenden Freitag, 3. April, 100 Jahre alt geworden. Der Jurist ist am 16. Oktober 2009 in seiner Heimatstadt München verstorben. Er benötigte in den letzten Lebensjahren betreuende Pflege. Von einem Schlaganfall 1999 hatte er sich nie wieder richtig erholt.

Richard Vorhammer nahm als Vertreter der Studentenschaft an der Gründungsversammlung des DSB am 10. Dezember 1950 in Hannover als jüngster Delegierter teil. Gleich nach seinem Ersten Juristischen Staatsexamen im Mai 1951 bestellte ihn DSB-Präsident Willi Daume zum ersten hauptamtlichen Geschäftsführer nach Dortmund in die Beckendorfstr., wo in Daumes Privathaus die Geschäftsstelle eingerichtet war, bevor der DSB im Herbst 1953 nach Frankfurt übersiedelte. Dort hatten bereits der Deutsche Fußball-Bund und der Deutsche TurnerBund ihren Sitz.

Richard Vorhammer wechselte zu diesem Zeitpunkt bereits zurück nach München und wurde Ministerialrat im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus. In dieser Funktion begleitete er später auch die Vorbereitung und Durchführung der Olympischen Spiele 1972. Bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1985 fungierte er nach Olympia als Verwaltungschef des Sportzentrums der TU München im Olympiapark. Dort war er auch für „seinen“ Hochschulsport zuständig, mit dem für Vorhammer die berufliche Karriere im Sport einst begonnen hatte.

Richard Vorhammer, über dessen Sportbiografie als Aktiver bis heute gar nichts bekannt ist, war während seines Studiums an der TU München studentischer Sportreferent. In dieser Funktion organisierte er gemeinsam mit anderen studentischen Sportreferenten aus allen vier ehemaligen Besatzungszonen am 2. April 1948 in Bayrischzell (Landkreis Miesbach in Oberbayern) eine Initiative, aus der die Gründung der Arbeitsgemeinschaft deutscher Hochschulsport-Referenten (AdH) hervorging – mit Richard Vorhammer als erstem Vorsitzenden und ehrenamtlichem Geschäftsführer.

Sein erster Auftrag für den AdH war, eine „zeitgemäße“ Satzung zu konzipieren; „Wir wollten ein demokratisches Deutschland aufbauen“, sagte Vorhammer viele Jahre später, 1998 anlässlich des 50. Bestehens des „adh“, der damaligen adh-Generalsekretärin Dr. Karin Fehres, heute Vorstand Sportentwicklung im DOSB. In diesem Zusammenhang sei hinzugefügt: Erst im Jahre 1950 wurde aus dem anfänglichen „AdH“ der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband (adh), nachdem die Alliierten die Gründung nationaler Verbände zugelassen hatten.

Richard Vorhammer wurde 1950 als erster hauptamtlicher Geschäftsführer des adh eingesetzt und wechselte nach seinem Ruf zum DSB nach Dortmund auf die ehrenamtliche Seite als adhPräsident; im Jahre 1953 wurde er zum (ersten und bisher einzigen) Ehrenpräsidenten des adh ernannt: „Richard Vorhammer stand am Anfang meiner Laufbahn im Sport,“ sagt Prof. Walther Tröger, langjähriges IOC-Mitglied und NOK-Ehrenpräsident. Tröger kann sich noch heute sehr genau an die erste Begegnung mit Vorhammer erinnern: Im Sommersemester 1951 fanden an der Uni Gießen die Deutschen Hochschulmeisterschaften in der Leichtathletik statt, wo der JuraStudent Walther Tröger für die Uni Erlangen über 800 Meter und in der 3x1000-Meter-Staffel aktiv war und der adh-Chef Vorhammer ihn hinterher bat, für den Sport-Informationsdienst (sid) einen kleinen Artikel mit den Ergebnissen der Wettkämpfe zu verfassen: „Seitdem ist Richard Vorhammer aus meinem Leben nie verschwunden, wir haben bis zuletzt regen Kontakt gepflegt“, so Walther Tröger weiter.

Beide arbeiteten sogar einige Monate in Dortmund im gleichen Haus von Willi Daume, wo der gerade examinierte Jurist Walther Tröger als hauptamtlicher adh-Generalsekretär tätig und vorher schon als ehrenamtliches adh-Vorstandsmitglied für Finanzen in die Organisation der 3. Hochschulsportwoche der Internationalen Studentensportvereinigung (FISU) eingebunden war. Diese Sportwoche im Jahre 1953 unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Theodor Heuss (1884-1963) war die bis dahin größte internationale Sportveranstaltung der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik: „Richard Vorhammer hatte sie durch seine vielen internationalen Kontakte nach Deutschland geholt. Er hat aber auch darüber hinaus einen ganz wichtigen Beitrag zum Aufbau eigenständiger Strukturen der Sportorganisationen geleistet“, würdigt Tröger die Lebensleistung von Richard Vorhammer im Gedenken an seinen 100. Geburtstages.

Aus Trögers späterer Zeit als hauptberuflicher NOK-Generalsekretär stammt noch diese Begegnung mit Richard Vorhammer in München – Walther Tröger wörtlich: „Ich habe noch genau vor Augen, wie Richard Vorhammer im Vorfeld der Olympischen Spiele 1972 das NOKPräsidium um Willi Daume einlud. Wir standen vor einem riesigen Sandhaufen und dabei erklärte er, dass hier mal das Zentrum der Olympischen Spiele stehen würde“. Die Spiele von München 1972 sind längst Geschichte, der Olympiapark München ist geblieben. Die nacholympische Nutzung für Sport, Hochschulsport und Sportwissenschaft war auch so eine Idee von Vorhammer. Sie lebt über seinen 100. Geburtstag hinaus weiter.

Der Text von Prof. Dr. Detlef Kuhlmann wurde mit freundlicher Genehmigung aus der DOSB-Presse (Ausgabe 14/2020) entnommen.