Denn der heute 79-Jährige war vor 30 Jahren federführend daran beteiligt, als Duisburg für das finanziell klamme Sao Paulo in die Bresche sprang und in gerade einmal 153 Tagen eine – wenn auch im Umfang reduzierte – Sommer-Universiade auf die Beine stellte, die noch heute allen Beteiligten lebhaft in Erinnerung geblieben ist.
Im Interview dreht der langjährige adh-Generalsekretär, der 1966 sogar Deutscher Hochschulmeister im 3.000m Hindernislauf war, an der Zeituhr.
Till, Du warst vor 30 Jahren mit verantwortlich für die Universiade in Duisburg. Kannst Du in wenigen Sätzen beschreiben, wie ihr es geschafft habt, die Universiade auf die Beine zu stellen?
Die Schlüssel zum Erfolg waren großes Engagement, eine unglaubliche Begeisterung für die Sache, Teamwork und vertrauensvolle Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure – wie Stadtverwaltung, Kommunalverband Ruhrgebiet, Landessportbund, die Sportfachverbände, NOK, Landesregierung, Hochschul-Landekonferenz NRW und adh.
Dabei darf man nicht vergessen, dass weder Internet noch Email damals existierten. Das Fax zählte zu den neusten Errungenschaften der Kommunikation, und Mobiltelefone waren noch die absolute Ausnahme.
Was ist dir von Duisburg 1989 am meisten im Gedächtnis geblieben?
Vieles! Die Anteilnahme und Begeisterung der Duisburger, das Kulturfestival im Wedaupark zwischen Stadion und Regattastrecke, das Athleteninnen, Athleten und Bevölkerung zusammenbrachte oder das große Engagement der Mitarbeitenden aus den städtischen Behörden, die ins OK „abkommandiert“ wurden.
Lebhaft in Erinnerung geblieben ist mir auch unser Großraumbüro in der Sporthalle von Eintracht Duisburg, die bei laufendem Betrieb und damit einer „Operation am offenen Herzen“ sowie 30 Grad Außentemperatur eine neue Rundumverglasung erhielt.
Großartig waren auch unsere ehrenamtlichen, immer freundlichen Volunteers oder unser Unterstützungsprogramm für dreißig bedürftige Staaten: Zwei Athleten und ein Betreuer wurden mit Mitteln der Bundesregierung nach Duisburg eingeladen.
Habt ihr nach der Universiade einen Schub für den Hochschulsport in den Jahren danach gemerkt? Wenn ja, welchen?
Der Hochschulsport erfuhr bundesweit eine Aufwertung und große Anerkennung; und in NRW eine Verbesserung seiner materiellen Situation.
Der Rückenwind von Duisburg hat auch bei der Re-Integration der Bayerischen Hochschulen in den adh geholfen.
Du warst zwischen 1975 und 1995 zehn Mal Organisationsleiter für das adh-Team bei der Sommer-Universiade und zwei Mal bei der Winter-Universiade. Hinzu kommen zahlreiche Einsätze als TD Leichtathletik für die FISU. Was war und ist für Dich das, was allen Universiaden eigen ist?
Die Verbindung von Sport auf höchstem Niveau mit vielfältigen Kulturen, die Begegnungen mit Studierenden aus allen Winkeln der Welt und der Zusammenhalt im Team. Wie Degen-Olympiasieger Arnd Schmitt das Hockeyteam in Sheffield 1991 anfeuerte war beispielgebend.
Warum sollte sich Deutschland für eine Universiade-Ausrichtung bewerben?
Deutschland ist einfach wieder an der Reihe. Die Studentenweltspiele 1953 in Dortmund waren die erste internationale Großveranstaltung nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland. Es wurden dabei ebenso neue Maßstäbe gesetzt wie bei der Universiade Duisburg 1989.
Die Universiade bietet die Chance zu zeigen, wie Großveranstaltungen als Fest des Sports nachhaltig und umweltverträglich mit Gewinn für alle ausgerichtet werden können. Eine gelungene Universiade vermag die Akzeptanz für sportliche Großveranstaltungen in der Bundesrepublik Deutschland fördern und könnte damit auch den Boden bereiten für eine spätere Olympiabewerbung.
Außerdem würde der Hochschulsport an sich positiv in die öffentliche Diskussion gerückt.
Wie müsste eine solche Bewerbung aussehen, worauf sollte Deutschland den Fokus setzen?
Der Sport hat sich in den vergangenen 30 Jahren auch im Bezug auf Sportstätten und Sporttechnik weiterentwickelt. Dem kann man sich nicht verschließen. Aber der Grundsatz „weniger ist mehr“ sollte selbstbewusst vertreten und umgesetzt werden.
Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit müssen deutlich werden, etwa durch die Nutzung bestehender Anlagen und Nachnutzung neuer Installationen. Die Unterbringung der Teilnehmenden in Wohneinheiten, die später dem sozialen Wohnungsbau oder als Studentendorf zur Verfügung stehen, hätte Nachhaltigkeitscharakter.
Was könnte man im Vergleich zu 1989 besser machen. Gibt es best practises oder lessons learned?
Da fällt mir nicht viel ein. Duisburg hatte einen eigenen, den zeitlichen Umständen geschuldeten Charakter. Unter den damals gegebenen Bedingungen waren es sehr, sehr gute Spiele in Duisburg. Das schon erwähnte Kulturfestival müsste neu aufgelegt werden.