Die Dortmunderin trainierte sowohl das Eiskunst- als auch das Rollkunstlaufen von Kindesbeinen an. Im Rollkunstlaufen wurde sie 1990 Vize-Weltmeisterin, doch besonders ihre Leistungen im Eiskunstlauf waren es, die im Gedächtnis geblieben sind.
Schließlich nahm sie in dieser Disziplin als junge Erwachsene an den Olympischen Spielen 1988 in Calgary und 1992 in Albertville teil. Bei den Europameisterschaften stand sie mehrfach auf dem Treppchen. Und: Nach ihrem Karriereende 1995 trat sie bei Holiday on Ice als Stargast auf. Heute vermittelt sie ihr Wissen als Trainerin an den sportlichen Nachwuchs.
In ihrem bewegten Sportlerinnen-Leben ließ sie auch ein besonderes Event nicht aus: Die Universiade 1989 in Sofia, Bulgarien, von der sie mit Gold dekoriert nach Hause zurückkehrte.
Im Interview spricht die 52-Jährige von der aktuellen Situation, dem Eislaufsport und ihrem Universiade-Moment.
Wie beeinflusst die Covid-19-Pandemie derzeit Ihre berufliche Tätigkeit als Trainerin?
Da ich als freiberufliche Trainerin tätig bin und im Auftrag der Vereine und Landesverbände arbeite, hatte die Saison für mich Mitte März ein sehr abruptes Ende.
Eishallen wurden vorzeitig geschlossen, sodass ein Training im Nachwuchsbereich zurzeit nicht möglich ist. Auch Workshops und Lehrgänge finden nicht statt – Wettkämpfe sind bis auf weiteres abgesagt.
Ich habe momentan viel freie Zeit, um Pläne auszuarbeiten und Kraft zu tanken.
Im Laufe Ihrer Karriere haben Sie erst auf höchster internationaler Wettkampfebene performt und sind später als Star-Gast in der berühmten Eiskunstlauf-Show Holiday on Ice aufgetreten. Was hat Ihnen mehr Spaß gemacht?
Es hat beides seinen jeweiligen Reiz. Im Wettkampfsport bereitet man sich monatelang mit intensivem Training auf die knapp fünf bis sieben Wettbewerbe vor und muss dann auf den Punkt fit sein. Das bildet die Grundlage für ein Engagement im Profibereich. Medaillen sind die Belohnung.
Bei Holiday on Ice erwartet das Publikum jedes Mal perfekte Unterhaltung und das bis zu drei Mal pro Tag. Jede Show hat ein neues Publikum, das seine Begeisterung sofort durch die Reaktionen zum Ausdruck bringt. Dort habe ich zum ersten Mal mit meinem Sport Geld verdient.
Ich bin froh, beides erlebt zu haben. Es waren tolle Zeiten, die mich geprägt und gestärkt haben.
Was ist die wichtigste Fähigkeit oder die wichtigste Erkenntnis, die Ihnen das Eiskunstlaufen auf internationaler Wettkampfebene vermittelt hat?
Disziplin ist sehr wichtig im Sport wie im Leben! Man kann sehr viel erreichen, aber man muss etwas dafür tun! Der Austausch mit Gleichgesinnten, die in anderen Ländern unter anderen Bedingungen leben und trainieren, ist sehr wichtig, um Erfolge besser einordnen zu können.
Sie haben in Ihrer Karriere als Spitzensportlerin an der Winter-Universiade 1989 teilgenommen. Können Sie beschreiben, was das Besondere einer Universiade im Vergleich zu anderen Großveranstaltungen ist?
Es ist – wie bei Olympischen Spielen – das Zusammentreffen von Sportlerinnen und Sportlern aus unterschiedlichen Sportarten. Das Mannschaftsgefühl habe ich bei der Universiade als deutlich besser empfunden als bei jedem anderen Wettbewerb.
Das Interesse an anderen Sportarten und die Unterstützung untereinander waren in unserer Mannschaft 1989 überragend. Auch ein Nachtreffen hat stattgefunden – das war etwas Besonderes, dieser Zusammenhalt! Eiskunstlaufen ist sonst eine Individualsportart.
Haben Sie besondere Erlebnisse bzw. einen schönsten Moment, auch abseits des Wettkampffokus, die oder den Sie mit der Universiade verbinden?
Die Eröffnungsfeier und natürlich die Siegerehrung! Wir waren ein tolles Team Deutschland!
Weshalb sollten studierende Spitzensportlerinnen und Spitzensportler an einer Universiade teilnehmen?
Die Universiade ist ein hervorragend organisierter Wettbewerb, der den Olympischen Spielen in seiner Struktur sehr nahe kommt. Sie ermöglicht den Austausch mit Sportlerinnen und Sportlern aus anderen Bereichen. So können sie sich neben dem Studium auf sehr hohem sportlichen Niveau messen.
Und wir wissen ja: Mens sana in corpore sano! Das ist nicht nur ein Spruch.
Was bedeutet Ihnen der Erfolg bei der Universiade?
Jeder Sieg ist in dem Moment des Erreichens jeweils der größte Erfolg. Aber eine Universiade ist etwas Besonderes, weil sie nicht jährlich stattfindet – und die Kombination mit dem Studium ist noch einmal eine weitere, besondere Herausforderung.
Warum war die Universiade wichtig für Ihre sportliche Karriere?
Mein Sieg bei der Universiade 1989 war ein wichtiger Schritt zu weiteren Erfolgen im Eiskunstlaufen – im Jahr danach habe ich meine erste EM-Medaille gewonnen.
Warum sollte sich der adh für die Austragung einer Sommer-Universiade in Deutschland bewerben?
Der adh sollte sich für die Austragung einer Universiade in Deutschland bewerben, weil wir hervorragende Sportstätten besitzen und bereits vielfach gezeigt haben, dass wir sportliche Großveranstaltungen organisieren und durchführen können. Gerade wir Sportlerinnen und Sportler sind sehr stolz darauf.
Außerdem sind die Universiaden aus meiner Sicht kleine Olympische Spiele! Durch sie könnte die Bevölkerung in Deutschland die Faszination des Sports sehen und erleben. Denn auf diese Weise können wir sportbegeisterten Bürgerinnen und Bürgern Wettbewerbe in unterschiedlichen Sportarten vor die Tür bringen – Mittendrin statt nur dabei!
Welche Vorteile sehen Sie, die eine Universiade in Deutschland für Deutschland bzw. den deutschen Hochschulsport bringen würde?
Die Begeisterung für den Sport wird durch die positiven Erlebnisse und Emotionen wachsen. Das hätte sehr gute und wichtige Auswirkungen auf den sportlichen Nachwuchs.
Sport ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens und der Gesellschaft. Man kann ihn in jedem Alter und mit verschiedenen Motiven betreiben – zur Gesunderhaltung, als Freizeit- und Breitensport und natürlich auch als Leistungssport, der für viele Sportler eine wichtige Grundlage für das spätere Berufs- und Familienleben ist. Je mehr Menschen sich dafür begeistern, desto besser.
Ich selbst bin dankbar dafür, den Sport in vielen Facetten kennengelernt zu haben. Ich konnte dadurch die Grundsätze der Fairness, der Disziplin, der sozialen Kompetenz und des interkulturellen Miteinanders verinnerlichen und profitiere noch heute von ihnen. Ganz zu schweigen von den Aspekten der Gesundheitsförderung. Diese wertvollen Erfahrungen wünsche ich mir auch für andere Menschen.
Was man einmal gelernt hat und zu schätzen weiß, das kann man weiterhin nutzen!