Dramatisch war das unerwartete Aus für das Duo nicht, denn das übergeordnete Ziel der letzten Jahre ist höhergesteckt: Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio möchten die beiden Volleyball-Größen ihr Können auf Weltebene unter Beweis stellen.
Neu wäre das Großsportevent für Karla dabei keinesfalls. Schon 2016 war sie in Rio dabei und belegte damals mit Britta Büthe den 9. Platz. Wenig später verkündete Büthe das Ende ihrer langen und erfolgreichen Karriere, während Borger weiterhin alles für ihren Sport gibt.
Einer der frühesten der zahlreichen Erfolge, den die Heppenheimerin mit Britta Büthe erkämpfte, war der Sieg bei der Sommer-Universiade in Shenzhen im Jahr 2011. Im Interview haben wir sie gefragt, wie sie auf diese Zeit zurückblickt.
Karla, deine Teilnahme an den nächsten Olympischen Spielen in Tokio gilt als relativ sicher. Worauf freust du dich im Hinblick auf dieses Event am meisten?
Karla Borger: Ich freue mich einerseits darauf, das Land, die Kultur und Menschen besser kennenzulernen. Andererseits bin ich aber auch glücklich, mich wieder mit den besten der Welt messen zu können sowie vielen Athleteninnen und Athleten aus der ganzen Welt zu begegnen.
Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio hast du mit Britta Büthe den 9. Platz geholt. Die Goldmedaille haben Laura Ludwig und Kira Walkenhorst mit nach Hause genommen. Wie hat sich das für dich angefühlt?
Ich habe mich gefreut, dass „Beachvolleyball Deutschland“ so erfolgreich abschneiden konnte, aber am liebsten hätte ich natürlich mit Britta da oben gestanden.
Die Universiade 2011 hingegen habt ihr beiden gewonnen. Was bedeutet dir dein Universiade-Erfolg heute?
Für mich ist die Universiade ein super Event und ähnelt einem kleinen Olympia. Als junge Athletin fühlt man sich dort wie eine von den Großen: Man hat Pressetermine und lernt ein bisschen das „big business“ kennen.
Dann noch so erfolgreich zu sein, war natürlich die Krönung des Ganzen. Das war mein erster großer Titel im Sand, deswegen hat er für mich heutzutage immer noch einen hohen Stellenwert.
Mit Britta hast du bis 2016 zusammengespielt. Die gesamte Lebensspanne von Anfang 20 bis Ende 20 habt ihr sehr viel Zeit miteinander verbracht. Geht man sich irgendwann nicht auf die Nerven?
Ich würde lügen, wenn das nicht so wäre, aber es hielt sich in Grenzen. Wir hatten immer wieder unsere „Karla-und-Britta-freien-Tage“.
Aber rückblickend sind wir stolz darauf, dass wir es ohne große Streitereien so lange miteinander „ausgehalten“ haben. Wir sind immer noch befreundet und telefonieren sehr häufig miteinander. Vor Corona haben wir uns auch regelmäßig gesehen.
An welche deiner Universiade-Momente kannst du dich besonders gut erinnern?
An einen sportlichen: Als wir im Halbfinale sehr weit hinten lagen, haben wir die Positionen getauscht, obwohl das im Beachvolleyball unüblich ist. Britta ist in die Abwehr gegangen und ich in den Block. Damit konnten wir das Spiel noch drehen, haben gewonnen und sind ins Finale eingezogen.
Inwiefern profitierst du heute noch von deiner Teilnahme?
Ein Stück weit hat mich allein die Teilnahme an der Universiade auf die Olympischen Spiele vorbereitet. Sie hat mir eine Vorstellung davon vermittelt, wie Olympia sein könnte. Außerdem habe ich dort Freundschaften geschlossen, und einige von diesen Leuten habe ich bei meinen ersten Olympischen Spielen in Rio wiedergetroffen, das war toll.
Großereignisse prägen einen Sportler immer auch unterbewusst, sodass sich das gar nicht direkt in Worte fassen lässt.
Also würdest du anderen studierenden Spitzensportlern zur Teilnahme raten?
Definitiv, weil es ein tolles Ereignis ist.
Warum sollte sich der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband um die Austragung einer Sommer-Universiade bewerben?
Man würde etwas verpassen, wenn man die Chance für die Austragung einer solch großen Veranstaltung jetzt nicht nutzen würde. Ich würde mich freuen, 2025 im eigenen Land dabei sein zu können - natürlich als Zuschauerin.
Denkst du, dass es für den Hochschulsport Vorteile mit sich bringen würde?
Ja, denn so sehen Studierende, dass es super Veranstaltungen gibt, an denen sie teilnehmen können. Außerdem wiegt der Teamgedanke bei der Universiade enorm viel, und man lernt Wertvolles für seine eventuelle, spätere Leistungssportkarriere.
Bei der Universiade kann man sich mit Athletinnen und Athleten aus Deutschland und der ganzen Welt vernetzen und zeigen, welchen Stellenwert Sport auch an Hochschulen in Deutschland hat.
Könnte eine Universiade im eigenen Land deiner Meinung nach zu mehr Nachwuchs im Beachvolleyball führen, oder geht das nur durch strukturelle Veränderungen in der Nachwuchsförderung?
Mehr Nachwuchs wird definitiv nicht ausschließlich durch eine Universiade möglich, aber man könnte so vielen Jugendlichen Vorbilder präsentieren und somit den ein oder anderen Neuling für die Sportart begeistern. Aber auch die Umstrukturierung der Nachwuchsförderung und Entwicklung wird und muss eine essenzielle Rolle dabei spielen.