Mit zwei Titeln bei den Deutschen Hallenmeisterschaften über 1.500 und 3.000 Meter präsentierte sich die WM-Finalistin von 2017 in Top-Form, wurde durch die Erlahmung des weltweiten Sportbetriebs aber nun deutlich eingebremst.
Im Interview spricht die 27-jährige Perspektivkaderathletin nicht nur über die momentane Situation, sondern auch über ihren bislang größten internationalen Erfolg: 2017 rannte die Psychologie-Studentin bei den FISU Sommer-Welthochschulspielen (vormals Sommer-Universiade) zu Gold.
Wie beeinflusst die Covid-19-Pandemie zurzeit Ihr Training?
Als Läuferin habe ich das Glück, mein Training nahezu uneingeschränkt durchführen zu können. Lediglich das Training im Stadion mit meinen Vereinskameraden und das Training im Kraftraum ist nicht möglich.
Vor ca. zwei Wochen haben wir die Stadionfreigabe erhalten, die aber nur für Bundeskaderathleten galt. So kann ich wie gewohnt meine Runden im Stadion drehen, jedoch alleine und ohne meine Trainingspartner. Das Krafttraining ist für mich glücklicherweise kein entscheidender Faktor, die Vielzahl an Home-Workouts auf den Social Media Plattformen ersetzen das Training ziemlich gut.
Insgesamt bin ich im Training zwar sehr auf mich alleine gestellt – für mich manchmal ein Motivationsräuber – aber ich weiß, ich kann mich glücklich schätzen, denn andere Sportarten sind weitaus gravierender von den Einschränkungen betroffen.
Durch die Pandemie ist auch Ihr Olympischer Traum verschoben worden. Allerdings waren Sie 2017 bei einem ähnlichen Großereignis dabei. Können Sie beschreiben, was das Besondere einer Universiade im Vergleich zu anderen Events ist?
Bisher habe ich zwar noch nicht an Olympischen Spielen teilgenommen, aber ich weiß von vielen Athleten, dass die Universiade 2017 in Taipeh eine vergleichbare Stimmung gehabt haben soll.
Das Zusammenleben im studentischen Dorf, das gemeinsame Essen in einer riesigen Mensa, die Zusammenkunft unterschiedlicher Sportarten und Athleten aus unterschiedlichen Nationen sowie die Eröffnungs- und Abschlussfeier haben einen besonderen Stellenwert für das Miteinander unter den Athletinnen und Athleten und Betreuenden.
Gerade als Individualsportlerin ist es ein besonderes Gefühl, an solch einem Gemeinschaftsevent teilhaben zu dürfen. Die abendlichen Medaillenfeiern im deutschen Team sind mir dabei besonders in Erinnerung geblieben.
Haben Sie besondere Erlebnisse bzw. einen schönsten Moment, auch abseits des Wettkapmffokus, die oder den Sie mit der Univesiade verbinden?
Da wir aufgrund der für uns ungewohnten klimatischen Bedingungen und der Zeitverschiebung relativ früh angereist sind, hatten wir bis zu unseren Wettkämpfen noch eine kleine Vorbereitungszeit.
Diese konnten wir natürlich nicht nur mit Training füllen, sondern haben die Zeit zusammen genutzt einige Ausflüge zu machen. So haben sich immer wieder kleine Grüppchen gebildet und man hat das gesamte deutsche Team kennengelernt.
Wir haben im Vorfeld auch verschiedene Wettkämpfe, wie Basketball-Turniere, Turmspringen oder Gewichtheben angeschaut und natürlich mitgefiebert und angefeuert. Es war total spannend, diese Sportarten live mitverfolgen zu dürfen.
Weshalb sollten studierende Spitzensporlerinnen und Spitzensportler an einer Universiade teilnehmen?
Bei der Universiade zählen vor allem gemeinschaftliche Werte. Das gemeinsame Erleben der Vielseitigkeit des Sports habe ich nur dort so kennengelernt. Man hat die Chance, den Sport in seiner Bandbreite kennenzulernen, das ist ganz klar ein Alleinstellungsmerkmal.
Es gibt einem die Möglichkeit einen Blick über den Tellerrand hinaus zu wagen, das empfinde ich gerade für junge Sportlerinnen und Sportler als wichtig.
Was bedeutet Ihnen der Erfolg bei der Universiade?
Es war einer der schönsten Momente meiner sportlichen Karriere. Ich hatte zuvor noch nie eine internationale Medaille gewonnen und dann bei der Universiade eine Ehrenrunde drehen zu dürfen, war einfach atemberaubend. Es ist schwer, ein solch glückliches Gefühlschaos in Worte zu fassen.
Warum war die Universiade wichtig für Ihre sportliche Karriere?
Die Universiade war für mich der Höhepunkt einer tollen Saison im Jahr 2017. Wenn ich daran zurückdenke, verbinde ich dies mit positiven und schönen Erinnerungen. Daraus kann ich auch jetzt noch, fast drei Jahre später, Motivation schöpfen. Gerade in der jetzigen Situation ist das eine gutes Mittel sich daran zu erinnern, für was man das „Ganze“ eigentlich tut.
Warum sollte sich der adh für die Austragung einer Sommer-Universiade in Deutschland bewerben?
Ich denke, gerade für junge Sportlerinnen und Sportler ist es wichtig, den Sport in seiner Vielfalt erst einmal kennen zu lernen und sich bewusst zu machen, welche Werte mit dem Sport einhergehen.
Durch sportliche Großevents werden Vorbilder geschaffen, das gemeinschaftliche Gefühl verstärkt und die Lust geweckt, sich selbst einmal auszutesten. Diese Erfahrung kann aber nur erlebt werden, wenn dem Sport wieder eine höhere gesellschaftliche Aufmerksamkeit zukommt und das ist gerade durch eine Universiade gut umsetzbar.
Welche Vorteile sehen Sie, die eine Universiade in Deutschland für Deutschland bzw. den deutschen Hochschulsport bringen würde?
Eine Universiade würde das Bewusstsein für den studentischen Sport stärken. Möglicherweise können dadurch bestehende Strukturen optimiert werden, durch die ambitionierte und talentierte Sportler entdeckt und gefördert werden können.
Oftmals scheint es für viele junge Sportler klar zu sein, dass mit Beginn des Studiums der Sport eine untergeordnete Rolle spielen muss und wird möglicherweise gar nicht mehr verfolgt. Ist erst mal das Bewusstsein geschaffen, dass es solche Events wie die Universiade gibt, die dann auch noch in Deutschland stattfinden und auf eine positive Resonanz stoßen, könnte dies zum Umdenken anregen und viele Athletinnen und Athleten motivieren.
Ein Aufleben des studentischen Sports erhöht das Interesse an solchen Großevents und am Sport möglicherweise deutschlandweit.