Universiade 2025 – Christina Hering: „Ich schätze an der Universiade besonders, dass nicht ausschließlich die sportliche Leistung zählt, sondern auch der Mensch dahinter.“

Seit fünf Jahren ist ihre Siegesserie bei der Deutschen Leichtathletikmeisterschaft über 800m ungebrochen: Christina Hering rennt allen davon. Zuletzt hat die Studentin der TU München im August bewiesen, dass sie das Ticket nach Tokio 2021 verdient hat. Mit einer Zeit von 2:01,62 min hat sie die Konkurrenz in Braunschweig hinter sich gelassen.

Die Wettkampferfahrung der 25-Jährigen reicht jedoch weit über nationale Events hinaus. Schon seit 2012 startet sie im Nationaltrikot, unter anderem bei den größten Multisport-Events der Welt. So nahm sie 2016 an den Olympischen Spielen in Rio teil, trat 2017 bei der Weltmeisterschaft in London an und sicherte sich bei der Universiade 2019 in Neapel die Silbermedaille. Auch die Europameisterschaften kennt Hering gut.

Während die Top-Läuferin dort bei den U-23-Events auf dem Podest stand, gelang ihr in der Erwachsenenklasse ausgerechnet 2018 in Berlin der Finaleinzug nicht. Damit blieb ihr der Traum von der Medaille bei der EM im eigenen Land verwehrt. Im Jahr 2022 bietet sich diese Chance erneut, nämlich in ihrer Heimatstadt München.

Im Interview gibt Hering Auskunft, warum Sport-Großveranstaltungen im eigenen Land die Motivation beflügeln und welche Vorteile eine Universiade in Deutschland hätte.

Christina, du hast vor kurzem zum fünften Mal in Folge den Titel als Deutsche Meisterin über 800m gewonnen. Fühlst du dich von deiner Rolle als jahrelange Top-Favoritin vor den Deutschen Meisterschaften unter Druck gesetzt?

Der mentale Druck ist für mich bei den Deutschen Meisterschaften immer sehr hoch. Die Favoritenrolle macht es dabei nicht einfacher, da ich dieser dann natürlich auch gerecht werden möchte.

Mit den European Championships 2022 wird deine Heimatstadt München zur Bühne eines großen Multisport-Events, das sich aus den Europameisterschaften von neun Sportarten zusammensetzt.  Die EM-Leichtathletik wird also in zwei Jahren nicht nur im eigenen Land, sondern vor deiner Haustür stattfinden. Motiviert dich das zusätzlich?

Die Heim-EM in München ist ein sehr großes Ziel von mir. Ich bin davon überzeugt, dass sich München fantastisch präsentieren wird. Zudem hoffe ich natürlich, dass es auch für mich persönlich ein magisches Event wird. Ich möchte mein Bestes geben, um dieses sportliche Mega-Event zu unterstützen.

Inwiefern ändert sich die Perspektive von Sportlerinnen und Sportlern auf einen Wettkampf, sei es nun Universiade, Europa- oder Weltmeisterschaft, durch das Bewusstsein, dass er vor einer heimischen Kulisse ausgetragen wird?

Mit den Europameisterschaften 2018 in Berlin durfte ich bereits erleben, was es bedeutet, wenn eine internationale Meisterschaft vor heimischem Publikum ausgetragen wird. Ich habe einen immensen Rückhalt der Fans erhalten. Zudem hat sich der Stellenwert der Meisterschaft für mich durch den Austragungsort sehr erhöht.

Du kennst bereits die Olympischen Spiele und die Leichtathletik-Weltmeisterschaft. Außerdem warst du zweimal bei einer Universiade. Wie haben sich diese Sport-Großveranstaltungen voneinander unterschieden?

Die Olympischen Spiele sind ein absolutes Highlight, da sie unter anderem nur alle vier Jahre stattfinden. Aber auch während der beiden Universiaden war ich von der ganz besonderen Atmosphäre begeistert, die durch die Zusammenkunft verschiedener Sportarten und Nationen entsteht.

Bei der Universiade 2017 bist du über 800m Siebte geworden. Zwei Jahre später hast du als Zweite auf dem Podest gestanden. Welche Entwicklung hat in den zwei Jahren stattgefunden?

Für mich war es 2017 ein Erfolg, das Finale zu erreichen. Die Saison war sehr herausfordernd mit ungewöhnlich vielen Wettkämpfen. 2019 befand sich die Universiade auf dem Weg zu den Weltmeisterschaften. Ich war topfit und wollte unbedingt eine Medaille holen.

Welche Universiade-Momente sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

Mit Taipeh und Neapel habe ich zwei Austragungsorte erlebt, die sehr unterschiedlich waren. Ich erinnere mich sehr gerne an viele tolle Momente bei beiden Meisterschaften zurück.

Was bedeutet dir deine Silbermedaille bei der Universiade 2019 angesichts deiner zahlreichen anderen Erfolge?

Sehr viel. Die Minuten nach dem Zieleinlauf und die Siegerehrung waren für mich sehr emotional. In meiner Disziplin ist es sehr schwierig, eine internationale Medaille zu holen. Die Universiade hat mir die Chance dazu eröffnet und ich habe sie genutzt.

Du selbst wärst im Sommer 2025 zu alt, um nochmal bei einer Universiade mitzumachen. Aber würdest du anderen studierenden Spitzensportlerinnen die Teilnahme empfehlen? Wenn ja, warum?

Auf jeden Fall. Ich schätze an der Universiade besonders, dass nicht ausschließlich die sportliche Leistung zählt, sondern auch der Mensch dahinter.

Welche Vorteile siehst du, die eine Universiade im eigenen Land dem Hochschulsport in Deutschland bringen würde?

Gerade in Deutschland haben wir in Bezug auf den Hochschulsport im internationalen Vergleich einiges aufzuholen. Ich denke, dass eine Universiade in Deutschland dabei helfen kann, dem Sport an den Universitäten eine neue Bedeutung zu geben.

Warum sollte sich der adh um die Austragung einer Sommer-Universiade bewerben?

Die Universiade ist in Deutschland nicht so bekannt und anerkannt wie in anderen Ländern. Ich bin der Meinung, dass eine Austragung der Sommer-Universiade in Deutschland dies ändern kann.