Vorstandsmitglied Joshua Feinstein und Tim Wollenberg; Foto: Jan Vetter

Vorstandsmitglied Joshua Feinstein und Tim Wollenberg; Foto: Jan Vetter

Tim Wollenberg ist Hochschulportler des Jahres 2024

Er ist ein wahrer Allrounder auf dem Sattel – Radsport-Profi Tim Wollenberg gewann nicht nur eine Gold- und eine Silbermedaille bei der diesjährigen World University Championship (WUC) Radsport in Costa Rica, sondern wurde bei der adh-Vollversammlung auch als Hochschulsportler des Jahres 2024 ausgezeichnet. Warum die Studierenden-Weltmeisterschaft für ihr ein besonderes Highlight in seiner bisherigen Karriere war und wie er sein Studium an der DHGS Ismaning und den Spitzensport unter einen Hut bekommt, verrät er im Interview.

Tim, du wurdest am 23. November vom adh-Vorstand als Hochschulsportler des Jahres 2024 ausgezeichnet. Wie hast du von deiner Ehrung erfahren und was bedeutet sie dir?

Bei der WUC vor Ort in Costa Rica habe ich erfahren, dass es diese Auszeichnung des adh gibt und ich durch meine Platzierungen auf jeden Fall in die engere Wahl kommen könnte. Aber ich dachte, es gibt ja viele Studierende und viele gute Sportler. Als ich dann vor ein paar Wochen den Anruf bekommen habe, dass sich der adh-Vorstand für mich entschieden hat, habe ich mich richtig gefreut. Dass ich ausgewählt wurde, bedeutet mir fast mehr als der Titel aus Costa Rica!

Nimm uns einmal mit zur Studierenden-Weltmeisterschaft. Wie waren deine Eindrücke vor Ort?

Costa Rica war wahnsinnig. Das war wirklich eine super coole Woche, die werde ich so schnell nicht vergessen. Mein Teamkollege Linus Rosner (Uni Erlangen-Nürnberg) und ich hatten uns im März gemeinsam um die Teilnahme an der WUC beworben. Wir konnten unsere Chancen, ob wir nominiert werden, überhaupt nicht einschätzen. Aber wir haben beide die Zusage bekommen und uns ab diesem Moment riesig auf das Event gefreut.

Wie würdest du das Niveau der Wettbewerbe und die Atmosphäre vor Ort beschreiben?

Das war sehr interessant. Wir sind nach Costa Rica geflogen und wussten erst einmal gar nicht, welche Sportlerinnen und Sportler aus welchen Nationen teilnehmen. Das Feld war nicht riesig, aber gerade die tschechischen Aktiven waren super stark und auch die Polen hatten Profi-Fahrer am Start. Im Straßenrennen waren die Bedingungen fast schon familiär, wir kannten uns im Feld ein bisschen, das war cool. Die Stimmung war insgesamt anders als bei klassischen Rennen. Es hat sich eher familiärer angefühlt, viel entspannter – so würde ich die Atmosphäre beschreiben.

Wie schätzt du den Stellenwert deiner Platzierungen ein?

Als ich gewonnen habe, war ich stolz und zufrieden, denn der Zweitplatzierte (Jakub Touapalik, Tschechische Republik), ist auch ein internationaler Topfahrer. Es war auf jeden Fall ein cooler Erfolg!

Als Straßenradfahrer fährst du normalerweise für ein internationales Team. Welches Gefühl war es, in Costa Rica im Deutschlandtrikot anzutreten?

Vor Ort haben es alle deutschen Sportlerinnen und Sportler echt genossen, in den Germany-Trikots zu trainieren und die Rennen zu fahren – das ist natürlich etwas ganz Besonderes. Damit das klappt, haben wir die Trikots extra jeden Tag gewaschen. Ich ziehe mein Trikot auch heute noch gerne im Training an.

Bei den Rhine-Ruhr 2025 FISU Games ist Radsport leider nicht als Sportart vertreten. Hast du dennoch vor, weiter bei den internationalen Studierenden-Wettkämpfen zu starten?

Das nächste Radsport-Event ist die WUC 2026 in China, da haben sich in Costa Rica alle schon super drauf gefreut. Aber ich saß am Tisch und wusste: Für mich wird das leider nichts, weil ich zu alt bin. 2026 bin ich quasi schon Radsport-Rentner (lacht), da kommt die WUC leider nicht mehr infrage.

Gerade eine Ausdauersportart wie deine erfordert extrem viele Trainingsstunden. Wie schaffst du es, dein Studium der angewandten Trainingswissenschaft und den Spitzensport unter einen Hut zu bekommen?

Ich habe mich recht spät für ein Studium entschieden, das war erst letztes Jahr. Aber ich bin super froh, dass ich diese Entscheidung getroffen habe. Die DHGS in Ismaning, an der ich studiere, ist sehr sportlerfreundlich. Ich kann dort mein Studium flexibel gestalten und es so optimal mit dem Sport kombinieren. Wir haben viele Online-Veranstaltungen und müssen nur einmal im Monat für Vorlesungen vor Ort sein, und natürlich für die Prüfungen. Ich bewundere daher auch jede Sportlerin und jeden Sportler, der oder die in Präsenz studiert. Das ist eine große Herausforderung!

Hilft dir dein Studium auch weiter, um dich im Radsport zu verbessern?

Auf jeden Fall! Ich ziehe aus dem Studium sehr viel für mich raus. Man beschäftigt sich intensiv mit dem Thema und nimmt auch für die Zukunft was mit – und in meinem Fall kann ich das Gelernte gleich in der Praxis anwenden.

Was sind deine Ziele für die für die nächste Saison, aber auch darüber hinaus? Hast du schon Ideen, wohin es für dich beruflich mal gehen soll?

Sport ist seit meinem achten Lebensjahr ein fester Bestandteil meines Lebens. Es dreht sich schon immer alles um den Sport, deswegen lag das Sportstudium für mich sehr nah. Auch nach meiner aktiven Laufbahn möchte ich gerne im Radsport bleiben, denn da kenne ich mich aus, das ist das, was mir gefällt. Jetzt will ich aber erst einmal mein Studium in Regelzeit hinter mich bringen und parallel den Sport weiter betreiben. Das läuft aktuell gut und macht mir sehr viel Spaß!

Vielen Dank für das Gespräch!

Bilder der adh-Gala finden Sie hier