Via Kurznachricht übers Smartphone werden die Studierenden der Universität Heidelberg aufgefordert, ihr Sitzen zu unterbrechen, aufzustehen und wenig intensive, aber aktive Übungen zu machen. Das Ziel des Projekts „Get up, stand up!“ ist, durch diese Intervention die massiven Sitzzeiten von Studierenden zu reduzieren. Ob und wie wirksam diese Angebote sind, ist innerhalb des Projekts wissenschaftlich überprüft worden.
Dass der sitzende Lebensstil einige Gesundheitsgefahren birgt, ist mittlerweile mehrfach wissenschaftlich nachgewiesen. Die Folgen von anhaltenden sehr hohen Sitzzeiten sind Herz-Kreislauf- genauso wie metabolische Erkrankungen, aber auch mentale Beschwerden und sogar ein früherer Tod. Das Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg erforscht seit vielen Jahren sedentäres Verhalten – vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Mit Beginn des Projekts Univital – Studentisches Gesundheitsmanagement an der Universität Heidelberg – wurde auch der sedentary lifestyle bei Studierenden zu einem zentralen Forschungsobjekt. Der Studienalltag ist geprägt von Verhaltensweisen, die den sitzenden Lebensstil geradezu herausfordern: Seminare, Vorlesungen, Lern- und Arbeitszeiten im Büro, Zuhause oder in der Bibliothek. Alles findet im Sitzen statt.
Nachricht erhalten Die Nachrichten, die die Studierenden via digitalem Messenger aufs Smartphone erhalten, sind im Stil von Wenn-Dann-Plänen formuliert. Damit sich die Studierenden angesprochen fühlen, haben Studierende selbst im Projektteam die Aufforderungsnachrichten formuliert. Da Smartphones zum heutigen Alltag der Studierenden gehören und Messenger-Dienste wie WhatsApp täglich genutzt werden, liegen digitale Anwendungen auf der Hand.
Wissenschaftlich überprüft Die Intervention wurde erstmals im Wintersemester 2020 erprobt und wissenschaftlich in einer randomisiert-kontrollierten Studie auf ihre Wirksamkeit hin überprüft. Die Ergebnisse zeigen, dass die Intervention erfolgreich war. Da aufgrund der pandemischen Einschränkungen lediglich subjektive Daten der Sitzzeitveränderungen erhoben werden konnten, wurde die Intervention ein weiteres Mal im Wintersemester 2021 durchgeführt und durch objektive Messmethoden die Effektivität überprüft. Auch hier zeigen die Ergebnisse, dass die Teilnehmenden weniger sitzen.
Die Corona-Pandemie und alle damit einhergehenden Einschränkungen des täglichen Lebens begannen kurz nach Projektstart. Da wir bereits vorher die digitale Intervention geplant hatten, war dies ein großer Vorteil und unser Angebot wurde zu einem essenziellen Unterstützungsangebot für Studierende in der Pandemie. Die beiden Studien zeigen, dass die Intervention vor allem bei Vielsitzerinnen und -sitzern unter den Studierenden wirken. Allerdings haben auch einige Studierende angegeben, dass sie zwar die Nachrichten gelesen, aber entweder ihr Sitzen nicht unterbrochen haben oder zwar aufgestanden sind, aber die Übungen nicht bis zu Ende ausgeführt haben. Dies zeigt einmal mehr, dass die Zielgruppe Studierende sehr heterogen ist und eine Form der Intervention sich nicht für alle Studierende als praktikabel erweist.
Ein multimodales Konzept mit mehreren verschiedenen Angeboten – wie bewegter Lehre, Vermittlung von bewegungsbezogener Gesundheitskompetenz und digitale Interventionen – scheint erfolgreicher zu sein. Die in diesem Projekt erprobte digitale Intervention bleibt weiterhin ein wichtiges Instrument, um hohe Sitzzeiten von Studierenden zu minimieren.
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