Leider konnte dies aber wegen der Corona-Maßnahmen nicht in der gewünschten und notwendigen Form realisiert werden.
Die Studienzeit ist einerseits die Zeit, in der die Studenten (zu) viel sitzen. Andererseits bietet diese letzte und lange Phase der vorberuflichen sekundären Sozialisation in dem Lernumfeld Universität die besten Chancen, ein gesundheitsförderliches Sport- und Bewegungsverhalten nachhaltig zu habitualisieren. Damit dies gelingt müssen in der Initierungsphase von körperlicher Aktvität Spaß- und Wohlfühlfaktoren und eine damit verbundene positive Grundstimmung im Vordergrund stehen. Der häufigste Grund dafür, dass Menschen nicht in Bewegung kommen oder bleiben, ist fehlende Motivation, die wiederum daraus resultiert, dass mit Sport – angefangen beim Schulsport – häufig negative Erfahrungen und Emotionen assoziiert werden und es an Problembewusstsein wie auch an Kenntnissen über den Zusammenhang von Sport, Gesundheit und Wohlbefinden und effektive und effiziente Trainingsformen und –methoden fehlt.
Wir wollten in dem Projekt „BEST – Besser studieren mit Sport“ ein sportwissenschaftlich fundiertes Sport- und Bewegungsprogramm entwickeln, welches:
• einfach in den (studentischen) Alltag zu integrieren ist (und gut zwischen Vorlesungs- oder Seminareinheiten mit häufig mehrstündigen Pausen absolviert werden kann),
• niederschwellig ist,
• insbesondere Personen anspricht, die nicht oder nicht mehr sportlich aktiv sind,
• Zusammenhänge von Bewegung und Gesundheit vermittelt,
• die Teilnehmer nicht überfordert, aber dennoch den unterschiedlichen Voraussetzungen, die jeder mitbringt, gerecht wird,
• eine große Bandbreite von Bewegungsformen beinhaltet und im Sinne eines ‚Multisport-Trainings‘ Elemente verschiedener Sportarten integriert und als funktionelles GanzkörperTraining wirkt,
• als Training in einer festen Gruppe einen hohen Spaß- und Geselligkeitsfaktor aufweist,
• schnelle und auch individuell und subjektiv gut feststellbare Verbesserungen hinsichtlich Wohlbefinden, mentaler und körperlicher Leistungsfähigkeit erbringen kann,
• nachhaltig zur Verhaltensmodifikation hin zu mehr Sport und Bewegung im Alltag beiträgt.
Leider haben die wegen Corona von der Politk verfügten Maßnahmen aber nicht nur bewirkt, dass sich der Anteil von un- und fehlbewegten (jungen) Menschen nochmals erhöht hat, sondern auch, dass das geplante Projekt wegen Lockdowns, Schließungen und Kontaktverboten nicht durchgeführt werden konnte. Wir waren gezwungen, das Design deutlich zu ändern.
Videos, „Tele-Sport“ und Wettbewerbe Zunächst haben wir ein Notdesign für die Zeit der Lockdowns entwickelt, in dem es das kurzfristige Ziel war, Studenten trotz Isolation und Home-Office durch „Tele-Sport“ in Bewegung zu bringen. Das kostenfreie (im Unterschied zum bestehenden entgeltpflichtigen) Angebot bestand aus zwei Bewegungseinheiten pro Woche, an denen man nach Anmeldung per Live-Stream teilnehmen konnte. Ebenso wurde durch das Aufzeichnen der Bewegungseinheiten die Möglichkeit geschaffen die Kurseinheiten als „video on demand“ abzurufen, so dass die Teilnehmer nicht alternativlos an die Livetermine gebunden waren. Die Einheiten enthielten v. a. Übungen zur Verbesserung der Core-Muskulatur und waren so zusammengestellt, dass die Übungen auch auf engem Raum gut durchzuführen waren. Zusätzlich zum Bewegungsangebot wurden kurze Lehrvideos mit detaillierten Vorgaben und Erläuterungen zu unterschiedlichen Übungen und schriftliche Informationen zu verschiedenen Sportarten, die man auch allein durchführen kann, erstellt. Auch eine Online-Sprechstunde war ein Teil des Zusatzangebots, um ein gewisses Maß an individueller, persönlicher Betreuung anbieten und den Studenten rund um das Thema Bewegung Hilfestellungen und Anregungen geben zu können.
Einen weiteren Anreiz für Studenten zur Beteiligung und zu mehr Bewegung sollten zwei ausgeschriebene Wetbewerbe darstellen. Im Rahmen des „Bewegen in Zeiten von Corona“- Wetbewerbs sollten die Studenten Vorschläge und Anregungen liefern, wie mehr Bewegung im Alltag integriert werden kann, oder wie Sport zu Hause oder draußen unter Corona-Bedingungen möglich ist. Für den Wetbewerb „Beweg` Dich mehr“ haben wir eine von Studenten nutzbare App erstellt, mit der sowohl Sport als auch Bewegung im Alltag protokolliert werden konnten. Die drei besten Vorschläge für mehr Bewegung und die drei Studenten mit den meisten Sport- und Bewegungsminuten in einem vorgegebenen Zeitraum sollten prämiiert werden.
Projektpartner waren neben der Techniker Krankenkasse das Fach Soziologie/Empirische Sozialforschung, der Allgemeine Hochschulsport der Uni Trier sowie die Nikolaus-Koch-Stiftung.
Die Bilanz zur Nachfrage und Nutzung unserer in der Erstellung sehr aufwendigen webbasierten Angebote, die wir seit Januar 2021 offerieren und ständig ausgeweitet und angepasst haben, ist in höchstem Maß ernüchternd. Die Anmeldezahl, d.h. die Personenzahl, die am Live-Stream häte teilnehmen oder sich das „video on demand“ häte abrufen können, betrug 74. An den Livekursen nahmen im Schnit aber nur 3 Personen teil. Der Zugriff auf die Videos liegt bei einem Durchschnitswert von 9. Auch die Lehrvideos wurden kaum abgerufen. Die Online-Sprechstunde wurde gar nicht genutzt und auch die Teilnehmerzahl an den Wetbewerben war sehr überschaubar. Es haben 12 Personen an „Bewegen in Zeiten von Corona“ und 6 Personen an „Beweg` Dich mehr“ teilgenommen.
Kurz zusammengefasst: Die Motivation und Disziplin für ein kontinuierliches eigeninitiatives Bewegen und Sportreiben unter Corona-Bedingungen haben nur sehr wenige Studenten aufgebracht. Digitale Angebote stellen keine adäquate Alternative zu Präsenzsport dar.
Trotz dieser sehr schlechten Bilanz ist es uns nach wie vor wichtig, ein Kursangebot für Sportanfänger und Wiedereinsteiger im Angebot zu haben. Deshalb werden kontinuierlich weiterentwickelte BEST-Kurse weiterhin fester Bestandteil des Kursangebotes beim Trierer uniSPORT bleiben. Um die (unbewegten) Studenten verstärkt auf das vielfältige Angebot aufmerksam zu machen, sind aktuell verschiedene Maßnahmen geplant und auch schon realisiert worden. Kommunikationen und Werbung spielen hierbei eine große Rolle. So wird im gesamten Universitätsbereich verstärkt durch Plakate und Banner auf den Hochschulsport hingewiesen und auch Social Media-Kanäle wie Instagram werden intensiv genutzt. Durch Erst-Rundgänge, Erst-Telefonsprechstunden, Schnupperwochen und Sporfeste wird zudem versucht, erste Hemmnisse, Hindernisse oder Unklarheiten gemeinsam zu überwinden und somit den Weg zum uniSPORT zu ebnen und zu erleichtern
Auf Wunsch des Autors wurde dieser Text nicht gegendert. Die verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – trotzdem auf alle Geschlechter.