Olympiasieger Fabian Hambüchen über die Universiade 2025-Kampagne: „Der Hochschulsport bekommt in Deutschland zu wenig Anerkennung und Aufmerksamkeit“

In den letzten Jahren ist wohl kaum ein Gesicht so mit dem Leistungssport-Turnen verbunden wie das von Fabian Hambüchen.

Zu seinen größten Erfolgen zählt neben dem WM-Titel 2007 natürlich der komplette Olympische Medaillensatz, den der Student der Deutschen Sporthochschule Köln bei drei Großereignissen (2008, 2012 und 2016) gewinnen konnte.

Was die wenigsten wissen ist, dass Hambüchen seit vielen Jahren dem deutschen Hochschulsport eng verbunden ist. Denn auf seinem Weg zu Olympia-Gold in Rio de Janeiro war speziell die Sommer-Universiade 2015 und der Titelgewinn in Gwangju ein erster wichtiger Fingerzeig, wie der FISU-Welthochschulsportler 2015 berichtet.

Fabian, Du hast in Deiner langen Karriere als Spitzensportler an zwei Universiaden teilgenommen. Kannst Du beschreiben, was das Besondere einer Universiade im Vergleich zu anderen Großveranstaltungen ist?

Die Universiade ist das größte Multisport-Event nach den Olympischen Spielen, das weiß kaum einer. Und dazu kommt noch, dass es durch die Studenten viel kommunikativer ist. Man tauscht sich aus, lernt neue Leute kennen und hat durch das Studium auch immer ein Gesprächsthema.

Es herrscht eine ganz besondere Stimmung - natürlich möchte jeder erfolgreich sein, aber den Spaß und die Lockerheit verliert dort keiner.

Hast Du besondere Erlebnisse bzw. einen schönsten Moment, auch abseits des Wettkampffokus, die oder den Du mit der Universiade verbindest?

Ich konnte bei den Olympischen Spielen nie an der Eröffnungsfeier teilnehmen, da am nächsten Tag schon unser erster Wettkampf anstand. 2013 in Kazan bin ich mit ins Stadion eingelaufen und 2015 in Gwangju war ich sogar der Fahnenträger. Diesen Moment werde ich nie vergessen, als Frontmann der ganzen deutschen Delegation ins Stadion einzulaufen und unser Land und die Hochschule zu vertreten - dieses Gefühl ist einfach unbeschreiblich gewesen.

Weshalb sollten studierende Spitzensportlerinnen und Spitzensportler an einer Universiade teilnehmen?

Jeder studierende Spitzensportler sollte dieses Event mindestens einmal genießen dürfen - diese einmalige Atmosphäre im Team zu erleben, in dem jeder sein Bestes geben will, aber auch zugleich mit maximal viel Spaß und Freude an die Wettkämpfe herangeht  - das muss man mal erlebt haben.

Es ist schwer in Worte zu fassen, aber einfach zu wissen, dass dem adh auch sehr daran gelegen ist, den Sportlern eine unvergessliche Zeit zu bieten, macht das ganze Event zu etwas Besonderem.

Was bedeuten Dir die Erfolge bei der Universiade, speziell natürlich der Sieg 2015?

Die Erfolge bedeuten mir wirklich viel. Zweimal Silber und einmal Gold waren für zwei Universiaden eine super Ausbeute, und wie die Wettkämpfe abliefen war wirklich einmalig.

Viele der deutschen Delegation kamen zum Zuschauen und Anfeuern. Der Eintritt für alle an der Universiade teilnehmenden Sportlerinnen und Sportler ist kostenlos, sodass die Unterstützung und der Zusammenhalt im Team ein ganz besonderer ist. Das konnte ich im Wettkampf spüren und die Erfolge waren somit viel emotionaler als bei anderen Wettkämpfen.

Warum war die Universiade wichtig für Deine sportliche Karriere?

Mein Vater hat selbst an der Sporthochschule in Köln studiert und war bei der Universiade 1982 in Bukarest mit dabei. Er hat immer von diesem Event geschwärmt, und ich wollte den gleichen Weg gehen wie er.

Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und Olympische Spiele hatte ich schon erlebt, aber die Universiade war das einzige, was noch gefehlt hat. Deswegen wollte ich direkt nach Studiumsbeginn zur Universiade fahren und mir diesen kleinen Traum verwirklichen.

Und zudem ist der Wettkampf sehr stark besetzt, die Bedingungen sind auf internationalem Top-Niveau, und es bringt mich sportlich weiter.

Warum sollte sich der adh für die Austragung einer Sommer-Universiade in Deutschland bewerben?

Die Olympischen Spiele nach Deutschland zu holen, scheint ja fast unmöglich zu sein - da wäre es in dieser Hinsicht schon ein Riesenerfolg, wenn wir das mit der Universiade schaffen würden.

Hinzu kommt, dass der Hochschulsport in Deutschland meiner Meinung nach zu wenig Anerkennung und Aufmerksamkeit bekommt. Mit einer Universiade in Deutschland könnten wir das ändern und zeigen, was alles an den Hochschulen in den Sport investiert wird und noch mehr gefördert werden sollte.

Wir können uns nicht mit Ländern wie den USA, Großbritannien, Australien oder Japan vergleichen, aber trotzdem denke ich, dass der Hochschulsport in Deutschland unterschätzt wird und wir dort auch noch viel mehr für den Spitzensport herausholen können.