Nachgefragt bei Dr. rer. nat Sabine Bauer: Künstliche Intelligenz – ein Thema für den Hochschulsport?!

Künstliche Intelligenz (KI) ist das Thema der diesjährigen adh-Perspektivtagung, die am 22. und 23. Mai an der Uni Hamburg stattfindet. Im Zuge dessen werden bis zur Veranstaltung und darüber hinaus einige Akteurinnen und Akteure dieses Themenfelds ihre Erfahrungen teilen. Interviewt wird im zweiten Teil Dr. rer. nat Sabine Bauer, Leiterin des Hochschulsport an der Uni Koblenz.

Sabine, welche Branchen werden deiner Meinung nach in den nächsten Jahren durch KI stark beeinflusst und revolutioniert?

Alle Branchen werden meiner Meinung nach in den nächsten Jahren beeinflusst, insbesondere die Automobilindustrie, sowie die Branchen in den Bereichen Information, Kommunikation, Konsumgüter, Handel, Gesundheit, Pharmazie, Medizintechnik, Transports und Logistik.

Welche Chancen, aber auch Risiken siehst du in der Nutzung von KI?

Die Chancen liegen darin, dass wir Menschen durch die Automatisierung von Prozessen entlasten werden: Segmentierung von Daten für die Forschung, autonomes Fahren auf dem Feld in der Landwirtschaft, Erstellung von Berichten nach Stichworten. Risiken bestehen darin, dass KI aus Daten lernt. Das heißt, KI ist nur so gut wie die Daten selbst. Wenn die Daten fehlerhaft sind, kann KI versagen, kann nichts „Neues“ erkennen, sondern nur das, was sie „gesehen“ hat. Das ist kritisch, wenn Menschenleben auf dem Spiel stehen oder wenn in der Folge Verluste entstehen, wie beispielsweise in der Landwirtschaft. Zudem gibt es auch ethische Risiken wie die Generierung von Fake-Daten, Fake-Nachrichten und Fake-Fotos.

Wie relevant ist oder wird KI deiner Meinung nach gezielt im Hochschul-, Sport- und Hochschulsportkontext und welche Anwendung findet KI bereits bei euch vor Ort?

Nach meiner eigener Einschätzung ist die Anwendung noch nicht verbreitet, aber die Relevanz wird zunehmen. In der Entwicklung und Erprobung sind Anwendungen im Bereich der Analyse von Bewegungsdaten und der Anonymisierung personenbezogener Daten durch Deepfake, das nutzen wir bereits an unserem Standort.

Wie könnte Künstliche Intelligenz (KI) dazu beitragen, die Effizienz und Wirksamkeit von Trainingsprogrammen im Hochschulsport zu verbessern?

Speziell für uns: Das in der Entwicklung und Erprobung befindliche Übungsassistenzsystem soll die Möglichkeit einer individualisierten Trainingsplanung sowie ein Echtzeit-Feedback zur Überwachung der korrekten und effektiven Übungsausführung bieten – ebenso wie Home-Training mit virtuellem Trainer-Avatar ohne und gegebenenfalls mit VR-Brille.

Inwiefern könnte KI-basierte Analyse von Bewegungsdaten dazu beitragen, individuelle Trainingspläne für Studierende und Hochschulmitglieder zu optimieren?

Man könnte eine Art ChatGPT trainieren, das in einem Gespräch herausfindet, welche Sport- oder Übungsart zum Nutzenden passt und dann entsprechende Kurse oder Übungen vorschlägt.

Welche ethischen Überlegungen sind bei der Implementierung von KI im Hochschulsport zu berücksichtigen, insbesondere im Hinblick auf Datenschutz und Fairness?

Datenschutz: Nach Möglichkeit wenig nutzungsspezifische Dateninformationen sammeln und nur Dateninformationen verwenden, die unbedingt notwendig sind.

Fairness: Um Diversitäten abzubilden müssen beim Training der KI möglichst viele Datengruppen abgedeckt werden.

Welche Möglichkeiten bieten sich durch KI-gestützte Analyse von Nutzerverhalten und -präferenzen, um das Hochschulsportangebot besser an die Bedürfnisse der Studierenden anzupassen?

Analyse der Daten über das Nutzerverhalten ist bereits ein mächtiges Instrument, um personalisierte Trainingsprogramme zu entwickeln oder die Bedürfnisse der Studierenden besser zu verstehen und das Hochschulsportangebot entsprechend anzupassen. Ein Beispiel hierfür ist die Nutzung von Smartwatch-Uhren, die von vielen Studierenden getragen werden. Diese Geräte erfassen tägliche und sportliche Aktivitäten, deren Auswertung es ermöglichen, das Kursangebot nicht nur zu erweitern, sondern auch zeitlich optimal zu gestalten. Beispielsweise könnten Kurse in der FitnessBox am frühen Morgen, am Nachmittag oder am Abend angeboten werden, je nachdem, wann die Aktivitätsspitzen der Studierenden liegen. Weiterhin könnte, falls viele Studierende zum Beispiel regelmäßig Fahrrad fahren, das Programm um entsprechende Angebote erweitert werden. 

Die Daten über das Verhalten oder die Präferenzen von Nutzerinnen und Nutzern können helfen vorherzusagen, welche Sportveranstaltungen auf größtes Interesse stoßen, um Überbuchung oder auch Unterbuchung zu vermeiden.  

Inwiefern könnten KI-basierte Systeme dazu beitragen, die Verwaltung und Organisation von Hochschulsportveranstaltungen und -einrichtungen zu optimieren?

  • Kundenservice und Beratung durch ChatBots
  • Überwachung des Trainings
  • bessere Zeitmanagement durch KI-basierte Erstellung der Kurspläne (Zeitpläne)
  • Hilfe bei Zuteilung der Räumlichkeiten
  • Leistungsanalyse der Teilnehmenden
  • Orga: KI hilft bei Veranstaltungsorganisation, Generative KI hilft bei Zeichnungen von Plakaten, Beschreibungen von Kursen