An Erfahrung mangelt es dem gerade einmal 21-Jährigen nicht. Der Student an der TU München (Management & Technology) kann als amtierender Deutscher Meister auch Einsätze in Welt- und Europacup aufweisen. In einem Interview erklärt Jakob, was für ihn seinen Sport ausmacht und was seine Ziele für Luzern 2021 sind.
Wie und wann bist du zum Ski Freestyle gekommen? Was macht diese Faszination aus?
Ich bin damals über meinen Alpintrainer Andreas Neuhauser zum Freeski gekommen. Da ich schon als kleiner Junge viel Skateboard gefahren bin, wollte ich das Freestyle-Element auch im Schnee haben.
Mit circa zwölf Jahren habe ich mich dann dazu entschieden, nur noch Freestyle zu fahren. Die Besonderheiten am Freeskiing sind die grenzenlose Freiheit und Kreativität, die man in sein Skifahren einfließen lassen kann. Es gibt keinerlei Vorgaben. Im Gegenteil: Wer am stärksten aus dem Schema herausfällt, wird am besten bewertet.
Ist es ein Vorteil, vom alpinen Skisport zu kommen oder eher der klassische Weg beim Freestyle?
Sowohl als auch. Eine alpine Grundausbildung ist enorm wichtig für ein gutes Skigefühl. Die meisten Profis haben eine kurze Alpinlaufbahn hinter sich. Wiederum gibt es aber auch Leute, wie Henrik Harlaut, die nie im Rennverein waren. Das äußert sich dann in seinem ganz eigenen Stil.
Was waren die bisherigen Höhepunkte auf deinem sportlichen Weg?
Natürlich war es toll, bisher zweimal die Deutsche Meisterschaft gewonnen zu haben oder im Europacup in die Top-10 zu fahren beziehungsweise im Weltcup unter die Top-30. Für mich sind die Höhepunkte aber, neue Tricks zu stehen, die man lange vorbereitet hat. Beispielsweise als ich bei einem Weltcup in Atlanta einen „Never Done Before“ (NDB) im Training gestanden habe und einige Weltspitzen-Fahrer mich gefragt haben, wie ich das mache.
Wie macht man Tricks, die andere nicht machen?
Die Arbeit geschieht meist im Sommer. Wir trainieren auf einem Airbag und auf dem Trampolin. Man überlegt lange, welche Tricks man in der nächsten Saison springen möchte. Auf unserem Niveau hat man da keine Orientierungspunkte mehr, sondern muss selbst kreativ werden. Das Ganze ist ein langer Prozess, der vier bis fünf Monate andauert. Um meine Tricks dann nicht zu verlernen, steht auch jeden Tag mentales Visualisierungstraining auf dem Plan.
Was sind deine Ziele bei dieser Universiade – sportlich sowie persönlich?
Mein Ziel ist ganz klar, in beiden Disziplinen den ersten Platz zu machen. Außerdem freue ich mich sehr, Kontakte mit Gleichgesinnten zu knüpfen und ein Netzwerk aufzubauen.
Wie schätzt du dein Leistungsniveau aktuell ein?
Mein Leistungsniveau Ist derzeit besser als je zuvor. Die letzten Monate Training waren sehr progressiv und ich konnte meine Leistung enorm steigern. Leider habe ich mich beim letzten Weltcup im Stubai leicht Am linken Sprunggelenk verletzt. Deshalb stand für mich zuletzt vor allem Reha-Training auf dem Programm . Ich hoffe aber, dass ich bis zur Universiade wieder topfit bin.
Was ist dein sportliches Fernziel über diese Universiade hinaus? Kann Luzern ein Sprungbrett zu den Olympischen Spielen in Peking sein?
Die Universiade selbst ist kein Qualifikationsevent für Olympia. Dennoch nimmt sie für mich einen großen Stellenwert ein, da ich es äußerst interessant finde, mich mit anderen studierenden Athleten zu messen.
Ich bin mit dem Ziel in die Saison gegangen, die Olympia-Qualifikation zu schaffen. Leider musste ich nun zwei Weltcups aufgrund meiner Verletzung ausfallen lassen, was eine Qualifikation schwer gestaltet. Ganz aufgegeben habe ich es noch nicht, aber ich muss meinen Horizont erweitern und meine Ziele langfristiger ansetzen. Ich will konstant in die Top-15 bei Weltcups fahren und möchte meine Social-Media-Fanbase erweitern.
Ein großes Thema: Wie bringt man Studium und Leistungssport unter einen Hut? Worauf musst du verzichten, was dir besonders schwerfällt?
Meine Strategie als Wintersportler, um Studium und Sport vereinen zu können, ist, im Sommer den Großteil der Kurse zu belegen, um im Winter mehr Zeit für den Sport zu haben. Das bedeutet Im Sommer dann teilweise 60 bis 70 Stunden Uni zusätzlich zum Training.
Es ist mir leider nicht möglich, neben dem Studium praktische Erfahrungen zu sammeln – auch wenn es enorm wichtig für meine berufliche Laufbahn wäre. Auch soziales Leben im Freundeskreis und mit der Familie ist mit diesem Lifestyle kaum ausreichend zu bewerkstelligen. Diese Entscheidung hat man aber für sich selbst getroffen und muss damit leben.