Die 23-Jährige ist eine echte Spätstarterin. Erst 2018 kam die Studentin der Uni Bamberg zum Snowboarden. Welche Rolle Doppel-Olympiasiegerin Ester Ledecká (CZE) dabei gespielt hat und wie das Psychologiestudium eine Stütze auf diesem Weg wurde, hat Natalie uns in einem Interview verraten.
Wie und wann bist du zum Boarden gekommen? Wie erklärst du deine Leidenschaft?
Ursprünglich bin ich Skifahrerin. Mit meinen Eltern war ich früher im Winter oft im tschechischen Erzgebirge. Damals war das Snowboarden auf vielen Pisten noch verboten. Vielleicht lag der Reiz ein bisschen im Verbotenen oder es lag daran, dass Boarderinnen und Boarder einfach extrem cool aussehen.
In der zweiten Klasse habe ich dann mein erstes Board geschenkt bekommen. Ich habe mir das Snowboarden zuerst auf Schlittenhügeln und später auf Pisten selbst beigebracht.
Ganz kurz: Warum ist Snowboarden geiler als Skifahren?
Also das ist ja wohl offensichtlich (lacht). Das Fahrgefühl ist einfach der Wahnsinn – vor allem beim Tiefschneefahren.
Du hast auch Handball auf hohem Niveau gespielt. Wann und warum hast du dich fürs Boarden entschieden?
Tatsächlich bin immer noch hobbymäßig in einer Handballmannschaft aktiv, zwischen Snowboarden und Handball musste ich mich also nicht ganz entscheiden. Wenn im Winter aber die Möglichkeit besteht, Boarden zu gehen, hat das natürlich Vorrang.
Zwei Sportarten, ähnlich wie Ester Ledecká, die tschechische Doppel-Olympiasiegerin von 2018…
Über sie bin ich erst auf das alpine Snowboarden gekommen. Ich finde beeindruckend an ihr, dass sie sowohl im Snowboarden als auch im Skifahren an der Weltspitze mitmischt. Genau wie sie habe auch ich eine Leidenschaft für zwei Sportarten und finde schön, dass ich mich nicht zwingend für oder gegen eine davon entscheiden muss.
In Bamberg sind die Berge eher überschaubar. Wie oft fährst du in die Alpen und wie trainierst du ohne Brett?
Ohne Brett trainiere ich mit Kraft- und Fitnessübungen vor allem die Muskelgruppen, die für das Snowboarden relevant sind. Wenn ich an den Wochenenden nicht gerade Blockseminare habe, fahre ich in die Alpen und arbeite an meiner Technik.
Ich durfte auch schon beim Europacup Team unter Christian Veit und Stanislav Kulawik (Trainer von Snowboard Germany, Anmerkung d. Redaktion) mittrainieren, das war auf jeden Fall sehr hilfreich für mich.
Was sind deine Ziele bei dieser Universiade? Welchen Stellenwert nimmt sie für dich ein?
Realistisch betrachtet würde ich gerne im Mittelfeld mitmischen. In erster Linie will ich aber gut durch den Lauf kommen, eine saubere Linie fahren und die Tipps der Bundestrainer umsetzen. Durch zusätzliche Kraft- und Ausdauereinheiten habe ich in den letzten Monaten meine Fitness gestärkt, daher schätze ich mein Leistungsniveau recht gut ein.
An der Universiade als Snowboarderin teilnehmen zu dürfen ist für mich ein „dream come true“. Ich möchte mit der Teilnahme wertvolle internationale Wettkampferfahrungen sammeln. Mein Fernziel sind weitere Teilnahmen an nationalen und internationalen Rennen und natürlich eine Leistungssteigerung und damit einhergehend bessere Platzierungen.
Studium und Leistungssport zu vereinen, ist nicht immer einfach. Was sind deine Erfahrung mit der Doppelbelastung?
Tatsächlich ist es nicht einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Durch mein Studium in Bamberg besteht nicht gerade die Möglichkeit, jede Woche auf dem Brett zu stehen und zu trainieren. Sowohl Studium als auch Snowboarden sind sehr zeitintensiv, sodass entweder der Sport oder das Studium oft etwas zu kurz kommen.
Du studierst Psychologie im Master. Kann das auch ein Vorteil im Wettkampfsport sein?
Auf jeden Fall: Wir lernen im Studium beispielsweise verschiedene Zielsetzungstheorien, die die Motivation steigern und beim Verwirklichen helfen. Außerdem habe ich auch zwei sportpsychologische Seminare belegt und Techniken gelernt, wie ich mit Druck oder Anspannung vor einem Wettkampf umgehen kann.