Beide bereiten sich diese Saison gemeinsam mit der A-Nationalmannschaft des Deutschen Ruderverbands auf die Olympischen Spiele in Tokio vor; ein Umstand, der 2016 so noch nicht abzusehen war. Denn damals war das Duo eher ein ungleiches.
Während Piontek altersmäßig gerade im A-Bereich angekommen und die WUC Rudern dementsprechend sein internationaler Saisonhöhepunkt war, war der heute 31-jährige Krüger wenige Wochen zuvor bereits bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro im Doppelzweier angetreten und brachte demzufolge auch deutlich mehr Rudererfahrung mit in den Westen Polens.
Mehr als drei Jahre nach ihrer Goldfahrt sprechen beide über ihre Erfahrungen bei den studentischen Titelkämpfen und teilen ihre Erinnerungen.
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Sören Dannhauer: Timo, für Dich war die WUC 2016 der internationale Zielwettkampf. Aus dem U23-Bereich warst Du bereits „herausgewachsen“, in der A-Mannschaft noch nicht angekommen. Wie wichtig war die Studierenden-Weltmeisterschaft für Dich?
Timo Piontek:Da ich noch nicht in der A-Mannschaft angekommen war, hat sich mir die Frage gestellt, an welchen Regatten ich in der Saison teilnehmen soll und kann. Die Teilnahme an der Studierenden-WM hat mir ein Ziel und einen Wettkampfhöhepunkt gegeben. So konnte ich mein Training besser planen und war stets motiviert.
Als ich dann im Saisonverlauf die Mitteilung erhalten habe, dass auch Stephan Krüger teilnehmen würde und ich mit ihm Doppelzweier fahren darf, war ich ziemlich überrascht und habe mich sehr gefreut.
Stephan, im Juni vor der WUC hatte ich Dich explizit gefragt, ob Deine WUC-Bewerbung ernst gemeint war und ob Du nach Rio noch Motivation für einen weiteren internationalen Titelkampf haben würdest. Wo kam die Motivation her, kurz nach den olympischen Spielen noch ein ernsthaftes Regatta-Wochenende zu rudern?
Stephan Krüger: Die olympischen Spiele sind für mich nicht optimal gelaufen. Ich hatte auch kurz mit dem Gedanken gespielt, die WUC abzusagen. Aber ich wollte das Jahr so nicht beenden und habe mich dann dazu entschlossen, in einer wirklich super entspannten Atmosphäre einen für mich versöhnlichen Abschluss zu finden.
Außerdem wollte ich auch meiner Hochschule, die mich über Jahre unterstützt hatte, etwas zurückgeben.
Von außen hat der Zweier mit euch viel Spaß gemacht. Stephan ist von Tag zu Tag entspannter durch die Regatta gegangen, Timo hat in den wenigen Trainingsfahrten und Vorrennen wie ein Schwamm neue Erfahrungen gesammelt und gut umgesetzt. Wie war es, gemeinsam in einem Boot und nach wenigen Tagen um den Titel zu rudern?
Timo Piontek: Ich war vor der ersten Trainingseinheit vor Ort sehr aufgeregt, da ich keine Fehler machen und mich gut präsentieren wollte. Aber Stephan hat mir die Nervosität durch seine entspannte Art genommen. Die Einheiten vor dem Wettkampf haben auch uns im Boot sehr viel Spaß gemacht.
Stephan Krüger: Ich kann mich noch daran erinnern wie Du [Disziplinchef Sören, Anm. der Redaktion] geschluckt hast, als ich sagte, dass ich seit Rio keinen Sport mehr gemacht habe.
Ich habe mit der Regatta nur Spaß haben wollen, ohne den ganzen Druck, der bei den Olympischen Spielen auf einem gelastet hat.
Timo musste sich wegen mir etwas in Geduld üben, da ich nach fünf Wochen Abstinenz erst einmal wieder das Rudern erlernen musste. Aber von Tag zu Tag ging es dann besser, und wir haben unser Boot ganz schnell und gut zum Laufen bekommen.
Nach dem Vorlauf waren wir uns einig, dass in dem Boot einiges an Potenzial steckt. Die Art, wie mental entspannt wir dann so bis zum Finale durchgegangen sind, empfand ich als sehr erfrischend.
Stephan, Du bist 2017 etwas kürzer getreten aber seit 2018 mit Blick auf Tokio wieder voll dabei. Timo, Du hast dich seit der WUC fest in der A-Mannschaft etabliert. Welchen Stellenwert hatte die WUC für euren sportlichen Weg Richtung Tokio?
Stephan Krüger: Da muss ich ehrlich sein. Die WUC hat für mich nicht den entscheidenden Ausschlag gegeben, mich einem weiteren Zyklus hinzugeben.
Aber dennoch kann ich das Format der WUC insbesondere für Nachwuchssportler empfehlen, da hier in einem sehr sympathischen und lockeren Rahmen Rennen auf hohem Niveau stattfinden. Eine tolle Sache für junge Sportler, die dabei sind, sich auf den Weg der Olympischen Spiele zu begeben.
Timo Piontek: Die WUC war mein Sprungbrett in die Nationalmannschaft. Die Erfahrungen, die ich bei der WUC mit Stephan gesammelt habe, konnte ich in mein tägliches Training einfließen lassen und es somit auf ein neues Level bringen. Dadurch habe ich die notwendigen Schritte gemacht, um mich für die Nationalmannschaft zu empfehlen.