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Individuelle Slot-Buchung statt Ausdauertraining: UniFit in Köln fährt zum Restart mit angezogener Handbremse

Seit Kurzem hat die Landesregierung Nordrhein-Westfalen Lockerungen der aufgrund der Covid-19-Pandemie eingesetzten Beschränkungen des öffentlichen Lebens erlaubt, die eine Inbetriebnahme von Fitness-Studios zumindest zum Teil ermöglichen.

Voraussetzung hierfür sind die Vorgaben der Corona-Schutzverordnung des Landes NRW (Stand 11. Mai 2020) sowie die Hygiene- und Infektionsschutzstandards zur Corona-Schutz-Verordnung NRW, VII, Fitnessstudios.

Das Team des UniSports der Uni zu Köln hat die Chance am Schopf gepackt und zeitnah zu den Lockerungen auch den Restart des UniFit vorangetrieben. Im Interview erklärt Heike Breuer, die als Studioleiterin das Konzept für die Wiederaufnahme des Betriebs verantwortet hat, mit welchen Schwierigkeiten die Diplom-Sportlehrerin zu kämpfen hatte und wie sich der derzeitige Betrieb gestaltet.

Heike, seit wann habt ihr das UniFit für den Sportbetrieb wieder geöffnet?

Heike Breuer: Wir haben seit Montag, den 18. Mai, unsere Türen wieder geöffnet.

Wie habt ihr die Wiedereröffnung vorbereitet, um wieder für eure Zielgruppe da sein zu können?

Wir haben ein umfangreiches, detailliertes und schriftlich fixiertes Konzept erstellt, das zum einen die rechtlichen Vorlagen berücksichtigte und zum anderen noch größere Einschränkungen mit noch restriktiveren Regeln enthielt, um den Krisenstab der Uni überzeugen zu können.

Wir haben unter anderem die maximale Teilnehmerzahl noch einmal deutlich reduziert und erlauben nur 20 Personen auf 500qm Trainingsfläche. Außerdem herrscht strikte Maskenpflicht.

Das klingt nach viel Klein-Klein.

Es war in der Tat eine akribische Planung, um alle Sicherheitsmaßnahmen schon im Vorfeld vorbereiten zu können. Hinzu kamen ausführliche Mails an alle Mitglieder, um die Regeln inklusive der notwendigen Slot-Buchungen zu erklären, aber auch umfangreiche Infomails an das Personal bezüglich der Einarbeitung in die neue Situation.

Wir haben räumliche Veränderungen vornehmen müssen. Beispielsweise wurde die Terrasse in das Raumkonzept integriert, um so den Raum erweitern zu können und die notwendigen drei Meter Abstand in alle Richtungen zwischen den Geräten einhalten zu können.

Wie läuft der aktuelle Betrieb im täglichen Geschäft ab?
Es bestehen keine Engpässe und Wartezeiten durch die eingerichteten Slots, da viele Mitglieder aktuell abwesend sind und das Angebot einer weiteren Mitgliedschaftsunterbrechung angenommen haben.

Dadurch sind die Trainingsbedingungen für die tatsächlich Trainierenden sehr gut. Die Corona-bedingten niedrigen Kapazitätsgrenzen werden weder bei der Trainingszeitorganisation noch der Trainingsdurchführung erreicht.

Wie wird das UniFit seit des Restarts tatsächlich genutzt?

Die Anzahl der Trainierenden ist sehr gering. Von ursprünglich knapp 1.200 Mitgliedern haben in der ersten Woche 225 Personen trainiert. In der zweiten Woche waren es noch einmal weniger.

Die Trainierenden zeigen dabei eine große Disziplin hinsichtlich der Umsetzung der Hygiene- und Verhaltensvorgaben. Die Regeln werden ausnahmslos akzeptiert und umgesetzt.

Woran liegt es deiner Meinung nach, dass nur so wenige trainieren?

Aufgrund des digitalen Semesters an der Uni zu Köln sind sehr viele Studierende überhaupt nicht in Köln, und 85 % der Beschäftigten arbeiten im Homeoffice. Ebenso hat der Krisenstab der Uni zu Köln zwar die Wiedereröffnung erlaubt, nicht jedoch das Ausdauertraining. Dadurch hat sich unsere Leistung insgesamt verschlechtert: Nicht nur ist Ausdauertraining nicht möglich, auch das kostenfreie Termintraining fällt weg.

Dazu wurde auch eine Maskenpflicht während des Trainings auferlegt, die von den Sportlerinnen und Sportlern jedoch als große Einschränkung empfunden wird.

Aber es gibt das Slot-Training. Wie ist hier eure Erfahrung?

Es kommt regelmäßig vor, dass Mitglieder nicht zu den gebuchten Slots kommen und damit anderen Interessierten einen Platz wegnehmen.

Außerdem müssen die Geräte nach jeder Benutzung aufwendig desinfiziert werden, was eine Absprache beim Supersatztraining notwendig macht.

Mit welchen Herausforderungen hattet ihr und habt ihr sonst noch zu kämpfen?

Da viele Mitglieder aufgrund des digitalen Semesters nicht in Köln sind, haben wir neben den 64 Tagen Schließzeit, die wir als Unterbrechung der Mitgliedschaft angerechnet haben, eine zusätzliche Unterbrechung bis 30. Juni angeboten. Diese wurde von knapp 200 Mitgliedern in Anspruch genommen.

Die Situation wird momentan dadurch erschwert, dass einige Mitglieder ein Sonderkündigungsrecht ihrer Verträge wünschen; weil sie nicht in Köln sind, sie nicht akzeptieren wollen, dass die Mitgliedschaft nach dem 30. Juni weiterlaufen würde oder sie nicht mit Maske trainieren wollen.

Umgekehrt können wir keine echten Einführungskurse anbieten, die uns ermöglichen würden, Neumitglieder aufzunehmen.

Dafür habt ihr Einführungskurse zur Wiederaufnahme auf Zoom angeboten. Sind die keine Alternative?

Unsere regulären Einführungskurse laufen über sechs Zeitstunden mit sechs Teilnehmenden. Dabei wird ca. 50% Theorie und Praxis vermittelt. Die Zoom-Kurse werden hingegen für acht Teilnehmende angeboten. Geplant ist die Praxiseinheit dann mit vier Teilnehmenden.

Die sind gut zu betreuen, und gleichzeitig kann der Abstand besser eingehalten werden. Außerdem müssten die Teilnehmenden dann nur einmal statt vorher dreimal kommen.

Leider werden die Zoom-Kurse nicht gut gebucht. Das kann aber auch daran liegen, dass bisher niemand ein solches Angebot gesucht hat und insgesamt die Nachfrage gering ist.

Aber möglicherweise ist das zusätzliche Angebot über Zoom-Kurse kombiniert mit Praxis-Schulungen ein gutes zusätzliches Format für die Zeit nach Corona.

Welches Feedback habt ihr in den ersten Tagen nach Wiedereröffnung für eure Bemühungen bekommen?

Die Mitglieder, die trainieren, zeigen sehr positive Rückmeldungen mit Ausdruck von Dankbarkeit und Freude sowie Lob für die eingeleiteten Sicherheitsmaßnahmen und die gut durchdachte, verantwortungsvolle Organisation. Viele bedanken sich auch für den Zusatzservice der Verlängerung der Unterbrechung der Mitgliedschaft bis zum  30. Juni.

 

Mehr zur Wiedereröffnung des UniFits gibt es hier: http://unifit.koeln/index_ger.html.