04.01.2021 | Kategorie: Jahr , TopNews , Wir über uns

Der adh trauert um Prof. Walther Tröger

Der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband trauert um sein Ehrenmitglied Professor Walther Tröger, der 30. Dezember im Alter von 91 Jahren verstorben ist.

Über sechs Jahrzehnte hat Walther Tröger den deutschen Sport von der Nachkriegszeit bis über die Jahrtausendwende hinaus in vielfältigen und zahlreichen ehren- und hauptamtlichen Positionen geprägt.

Auf internationaler Ebene war der am 4. Februar 1929 im oberfränkischen Wunsiedel geborene Tröger einer der wichtigsten Gestalter der Olympischen Bewegung und an entscheidenden Weichenstellungen im Weltsport beteiligt. Als Walther Tröger altersbedingt 2009 als IOC-Mitglied ausschied, ernannte ihn das Internationale Olympische Komitee zum Ehrenmitglied.

Den Grundstein seiner beruflichen Karriere und seines Lebenswerks legte Tröger im Hochschulsport und im adh.

Der adh-Vorstandsvorsitzende Jörg Förster würdigte den Verstorbenen: „Sportdeutschland trauert um Walther Tröger. Wir verneigen uns vor einer einmaligen Lebensleistung, in deren Zentrum der Sport und die Olympische Bewegung standen. Walther Tröger sah stets seine vordringlichste Aufgabe darin, die Athletinnen und Athleten bei der Erfüllung ihrer sportlichen Herausforderungen zu unterstützen und ihnen als Vorbild für einen humanen Leistungssport zu dienen. Über all die Jahre seines Wirkens ist er immer ein enger Freund des Hochschulsports und des adh gewesen. Wir werden ihn und seinen Rat vermissen und ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“

Der begeisterte Teamsportler, der aktiv Basketball, Handball und Leichtathletik betrieb, entwickelte bereits im Jura-Studium seine lebenslange Leidenschaft, sich für den Sport zu einzusetzen. Sein ehrenamtliches Engagement als Sportreferent der Universität Nürnberg sollte der Start zu einer herausragenden Karriere werden. Es war naheliegend, dass der adh auf Tröger früh aufmerksam wurde und ihn gleich nach dem Ersten Staatsexamen 1955 als hauptamtlichen Geschäftsführer zunächst nach Dortmund und später nach Darmstadt berief. Walther Tröger gehörte damals zu den ersten und jüngsten Führungskräften mit akademischem Abschluss in einem Sportverband der Bundesrepublik Deutschland. Er selbst betrachtete die Zeit im adh als „Lehr-, Gesellen- und wohl auch Meisterjahre meines beruflichen Lebens. Im Kreis der Sportreferenten und Mitglieder jeder Art wuchs eine bemerkenswerte Reihe von Sportfunktionärinnen und -funktionären heran, die Jahrzehnte danach noch in vielen anderen Verbänden Leitungsfunktionen wahrnahmen. Man kann den adh gewiss als eine Art Schule des deutschen Sports bezeichnen. Ich habe nie vergessen, dass ich an den Aufbaujahren seit 1950 mitwirken konnte und später viele Freunde aus dieser Zeit wieder traf.“ Bis zuletzt informierte sich Walther Tröger regelmäßig über die Entwicklungen im adh und pflegte den Kontakt mit früheren Wegbegleitern ebenso wie mit der Geschäftsstelle und dem Vorstand. Er zeigte sich von der Initiative des Verbands, die Sommer-Universiade 2025 nach Deutschland zu holen ,begeistert.

Im Deutschen Sportbund und im Nationalen Olympischen Komitee erarbeite sich Tröger die Position des NOK-Generalsekretärs. Im Team um den damaligen NOK-Präsidenten Willi Daume war er maßgeblich in die Vorbereitung und Umsetzung der Olympischen Sommerspiele München 1972 eingebunden. Das Bürgermeisteramt im damaligen Olympischen Dorf Münchens hätte ein Höhepunkt seines Funktionärslebens werden können. Stattdessen bewertete Walther Tröger den Überfall auf die israelische Olympiamannschaft stets als die dunkelste Stunde seiner Laufbahn.

Olympia ließ Tröger dennoch nicht los. Bereits anlässlich der Olympischen Spiele 1964 in Tokio war er als Organisationsleiter im Einsatz, 38 Jahre später führte er das deutsche Team letztmals als Chef de Mission an. Mit 27 Olympischen Spielen, in denen er eine leitende Funktion übernahm, hält Tröger wohl einen weltweit einzigartigen Rekord innerhalb der Olympischen Familie. Unter anderem dieses langjährige Engagement sowie der Respekt und die Wertschätzung auf nationalem und internationalem Parkett brachten ihm den inoffiziellen Ehrentitel „Mr. Olympia“ ein, der ihn zeitlebens begleitete.

Als Vermächtnis Trögers kann auch der von ihm maßgeblich vorbereitete und wegweisende Olympische Kongress von Baden-Baden 1981 angesehen werden. Dieser Kongress fiel in die Mitte seiner mit mehr als drei Jahrzehnten ungewöhnlich langen Schaffenszeit als hauptamtlicher Generalsekretär im Nationalen Olympischen Komitee (NOK). Ab 1992 wirkte Tröger zehn Jahre als ehrenamtlicher NOK-Präsident und Nachfolger von Willi Daume. Zusätzlich brachte Tröger die Energie und das sportpolitische Geschick auf, als ehrenamtlicher IOC-Sportdirektor von 1983 bis 1990 die Olympischen Spiele zu modernisieren und programmatisch weiter zu entwickeln.

Der beeindruckende lebenslange Einsatz Walther Trögers für den deutschen und den internationalen Sport findet seinen Ausdruck in einer Vielzahl weltweiter Ehrungen. Stellvertretend seien hier in dankbarer Erinnerung das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland sowie die Ehrenmitgliedschaften in zahlreichen nationalen und internationalen Organisationen genannt. Walther Tröger hinterlässt zwei Kinder und zwei Enkelkinder.

Wir werden Prof. Walther Tröger ein ehrendes Andenken bewahren.