Der Hochschulsport in Dortmund hat schnell professionell Live-Kurse auf Instagram gestreamt

Christoph Edeler (TU Dortmund) über den Hochschulsport in Zeiten der Covid-19-Pandemie: „Wir werden das Online-Angebot weiter integrieren:“

Als Mitte März der Hochschulsport aufgrund der Ausbreitung des Corona-Virus zum Erliegen gekommen war, sahen sich die Verantwortlichen mit der Frage konfrontiert, wie man die Zielgruppen in Zeiten des Stillstands in Bewegung halten kann.

Relativ zügig waren einige Standorte in der Lage, auf die beklemmende Situation mit Online-Angeboten zu reagieren, die in der Folge auch vermehrt als Schwarmwissen für die komplette Mitgliedschaft auf einer eigenen Seite der adh-Homepage zur Verfügung gestellt wurde.

Als eine der ersten Hochschulsporteinrichtungen waren die Dortmunder digital aktiv. In diesem Interview erzählt der verantwortliche Hochschulsportleiter Christoph Edeler, wie die Idee zu den ersten Kursen auf Instagram entstanden ist, wie sich das komplette Programm entwickelt hat und wohin die Reise noch gehen soll.

Christoph, hat euch damals die komplette Einstellung des Hochschulsports überrascht?

Christoph Edeler: Nachdem bereits einige Einrichtungen den Sportbetrieb eingestellt hatten, kam die Anordnung der Hochschulleitung nicht komplett überraschend.

Als ich am 13. März die Nachricht erhalten habe, war ich von der schnellen Einstellung etwas überrascht, da zu diesem Zeitpunkt noch von keiner Schließung der Uni gesprochen wurde. Dann ging aber alles sehr schnell, und wir haben ab Montag den 16. März den Hochschulsport-Betrieb eingestellt und ab Mittwoch, den 18. März, wurden alle Mitarbeitenden der TU Dortmund in das Home-Office geschickt. 

D.h., ihr ward auf ein solches Szenario vorbereitet?

So richtig vorbereitet waren wir nicht auf die Situation. Nachdem ich mich am Freitag, den 13. März mit der Kommunikation bezüglich der Schließung beschäftigt hatte, habe ich am Montag überlegt, wie wir unsere Teilnehmenden trotzdem schnell erreichen und bewegen können. Da kam dann die Idee, über Instagram live zu streamen.

Warum habt ihr gleich auf Live-Kurse gesetzt?

Wir haben ab dem 16. März begonnen, täglich über Instagram live zu streamen, weil es relativ einfach war. Wir haben nur ein Handy und ein Stativ benötigt.

Mir war wichtig, dass wir weiter für unsere Teilnehmenden da sind und zeigen, dass sie und ihre Gesundheit uns wichtig sind. Natürlich gibt es unendlich viele Videos auf anderen Videoplattformen. Meine Idee war, dass wir weiterhin eine Struktur mit festen Terminen bieten. Dazu sollten sie die ihnen bekannten Übungsleitenden sehen, denn aufgrund des Shut Downs ist alles anders als vorher, aber wir wollten, dass der Hochschulsport immer abends stattfindet und die Leute sich den Termin fest einplanen und zu uns „kommen“.

Es ist aber nicht bei der Abend-Session geblieben.

Das live Angebot haben wir immer weiter ausgebaut. Relativ schnell haben wir auch morgens um 10:00 Uhr einen Pausenexpress live auf Facebook und Instagram gestreamt, um vor allem auch die Bediensteten zu erreichen.

Ab dem 31. März haben wir dann zusätzlich Zoom genutzt. Die Idee dahinter war, dass der „Raum“ etwas geschlossener ist und die Übungsleitenden mit den Teilnehmenden über Audion und Video direkt kommunizieren und sie verbessern können.

Wie sieht euer Portfolio derzeit aus, und was plant ihr in der Zukunft?

Da die Nachfrage so groß war, haben wir das Programm immer weiter ausgebaut. Mittlerweile bespielen wir alle Bereiche des Hochschulsports online, neben dem BGM auch das Fitnessstudio.  Darüber hinaus haben wir kleine Videos für Instagram gedreht, in denen wir selbst Sportgeräte (Hanteln etc.) gebaut haben und Übungen vorstellen. Diese Sachen gibt es täglich in den Storys und dann in den Highlights.

Am 27. April ist unser offizielles „online“ Sommer-Programm mit wöchentlich festen Kursen gestartet.

Wir haben noch einige Ideen. Wir treten gerade an die Lehrenden heran und bieten für deren Online-Veranstaltungen einen Online-Pausenexpress an, den sie buchen können.

Wir werden bald eine Fußball Fifa Campusliga online starten und für den ausgefallenden Campuslauf wird es ein Online-Format geben, welches NRW-weit ausgetragen wird!

Wie war das Feedback auf eure Bemühungen?

Die Resonanz war vom ersten Tag an unglaublich groß. Wir haben sehr viele E-Mails bekommen, in denen sich die Teilnehmenden bedankt haben, dass wir weiter für sie da sind.

Die Reichweite unserer Medien ist explodiert. Auf Instagram haben wir unsere Follower mehr als verdreifacht.

Wir haben für die Bewerbung unterschiedliche Kanäle genutzt. Vor allem natürlich unsere Sozialen Medien, aber auch die Website und Rundmails.

Kannst du bestimmen, wer bei euch online mitmacht?

Wir haben eine Auswertung gemacht und die Ergebnisse waren etwas überraschend. Etwas zwei Drittel der Teilnehmenden sind weiblich. Sehr spannend ist aber auch, dass fast 40 % der Personen komplett neu sind. Insgesamt haben 97 % einen Bezug zu den Hochschulen in Dortmund.

Siehst du Potenziale, das Online-Angebot auch im hoffentlich bald wieder stattfindenden analogen Hochschulsport zu integrieren?

Auf jeden Fall werden wir das Online-Angebot weiter integrieren, da es sicher noch eine ganze Zeit dauern wird, bis wir wieder in den normalen Regelbetrieb zurückkehren werden. Die Idee ist, dass wir dann aus den Sporthallen streamen werden. Im Moment gehe ich davon aus, dass wir zu Beginn mit deutlich weniger Personen in die Hallen dürfen. Durch den Stream können wir mehr Teilnehmende erreichen und vor allem auch die Personen, die zu Beginn noch nicht in die Sportstätten kommen wollen oder können.

Plant ihr schon – nachdem NRW recht offen voran geht – die Öffnung des analogen HSP-Angebots?

Wir planen bereits Maßnahmen, wie wir unser Angebot wieder analog stattfinden lassen können. Sobald es das offizielle „Go“ gibt, werden wir unverzüglich starten.