Beirat Gesundheit: Nachgefragt bei Jens Panse

Jens Panse ist Gesundheitsbeauftragter und Projektleiter für Universitäres Gesundheitsmanagement an der Uni Erfurt und seit November 2023 Mitglied im neugegründeten adh-Beirat Gesundheit. Im Interview spricht er über seine Erwartungen und Ziele.

Jens, wie bewertest du die Einrichtung des Beirats Gesundheit im adh?

Gesundheit ist eines der Megathemen der Zukunft. Leider haben das noch nicht alle Hochschulen erkannt. Ich finde es deshalb gut, dass sich der adh des Themas angenommen und mit der Einrichtung eines Beirats die Initiative ergriffen hat.

Weshalb engagierst du dich im neuen Beirat Gesundheit?

Der Gesundheitssport war schon immer ein wichtiger Schwerpunkt des Universitätssportvereins, den ich seit 24 Jahren ehrenamtlich leite und der in Erfurt auch den Hochschulsport für Universität und Fachhochschule verantwortet. 2015 nahm die Universität erstmals das Thema Gesundheit in den Fokus und ich habe die Möglichkeit ergriffen, im Rahmen meiner Stabsstelle als Gesundheitsbeauftragter die Gesundheitsförderung aufzubauen. Seit 2020 verantworte ich das Projekt Universitäre Gesundheitsförderung an die Universität Erfurt. Meine Erfahrungen sowohl im Haupt- als auch im Ehrenamt möchte ich gern in den Beirat einbringen.

Welche Rolle spielt das Thema Hochschulisches Gesundheitsmanagement/Förderung bundesweit?

Meine Wahrnehmung in Thüringen ist, dass die Hochschulen sehr unterschiedlich aufgestellt sind. Die Universitäten verfügen überwiegend über ein solides BGM, das auch mit festen Stellen untersetzt ist. Reserven gibt es noch überall im Bereich SGM. Die Fachhochschulen haben zumeist keine personellen Ressourcen. Da macht das manchmal der Kanzler nebenbei mit.

Welche Ideen & Ziele hast du für dein Engagement im Beirat?

Wir haben in Thüringen mit Unterstützung der TK ein Austauschforum „Von Hochschule für Hochschule“ eingerichtet. Hier sind fast alle Hochschulen vertreten und die kleineren Einrichtungen ohne eigene Ressourcen profitieren von den Erfahrungen der großen. Wir haben zusammen einen Kodex „Gesunde Hochschulen in Thüringen“ erarbeitet, der gewisse Mindeststandards definiert. Aktuell arbeiten wir daran, neben einer jährlichen Fachtagung weitere Angebote zu entwickeln, die von allen Hochschulen genutzt werden können. Das wären Ideen, die man vielleicht im Hochschulsport adaptieren könnte.

Welche Bedeutung hat HGM/SGM/BGM bei euch am Standort? Was sind eure Aktivitäten in diesem Bereich?

Wir haben in Erfurt von Beginn den UGM-Ansatz verfolgt, der beide Bereiche (betriebliche und studentische Gesundheitsförderung) unter einem Dach abdeckt. Der Hochschulsport unterstützt uns bei allen Maßnahmen wie Gesundheitstagen und Gesundheitswochen mit passenden Angeboten, arbeitet im Steuerkreis „Gesundheitsförderung“ mit und unterbreitet eigene Gesundheitssport-Angebote wie Yoga, Rückenschule und Kindersport. Die Angebote werden wechselseitig beworben. Wir haben aktuell eine nahezu ideale Konstellation, bei der alle Akteure engagiert zusammenarbeiten.

Wie erlebst du die Mental Health-Krise der Studierenden?

Unsere Studierenden haben während der Corona-Zeit eine Umfrage zur studentischen Gesundheit gemacht, aus der sich ein großer Unterstützungsbedarf abzeichnete. Bei der psychosozialen Beratung des Studierendenwerkes gab es lange Wartelisten. Darauf haben wir sofort durch die Einrichtung einer Arbeitsgruppe „Psychische Gesundheit“ reagiert, in der sich alle Akteure regelmäßig austauschen und Lösungen erarbeiten. Ein niederschwelliges Beratungsangebot haben wir mit der Einrichtung eines studentischen „Sorgentelefons“ zeitnah umgesetzt. Außerdem haben wir bereits mehrfach Gesundheitswochen zur psychischen Gesundheit veranstaltet und MHFA-Ersthelfer geschult. Das Online-Forum „Psychisch fit studieren“, Achtsamkeitsangebote, MBST-Seminare und Meditationsmöglichkeiten in einem „Raum der Stille“ gehören bei uns zum festen Programm. Unser Gesundheitsmanagement arbeitet in dem vom „Irrsinnig Menschlich e.V.“ initiierten Netzwerk „Hochschulen im Dialog“ gemeinsam mit weiteren Hochschulen an dem Thema „Mental Health“, was uns sicher in den nächsten Jahren weiter beschäftigen wird.