Auch bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London machten Studierende wieder einen erheblichen Teil der deutschen Mannschaft aus. Insgesamt nahmen circa 11.000 Sportlerinnen und Sportler aus 204 Nationen an 302 Wettkämpfen in 26 Sportarten teil. Das deutsche Team umfasste 392 Sportlerinnen und Sportler sowie weitere 16 P-akkreditierte Athleten, die nach London entsandt wurden, um im Falle einer Verletzung nachrücken zu können. In diesem 406-köpfigen deutschen Olympia-Team machten die studentischen Athletinnen und Athleten mit 42,4% beziehungsweise 172 Personen die größte Statusgruppe aus.
Die teilnehmenden Studierenden setzten sich aus 43,6% Frauen und 56,4% Männer zusammen. Das entspricht nahezu dem Durchschnitt aller deutschen Athletinnen und Athleten, die an den Olympischen Spielen teilnahmen. Im Schnitt waren die studierenden Athletinnen und Athleten 25,8 Jahre alt, womit sie knapp ein Jahr unter dem Durchschnitt der Gesamtmannschaft lagen.
Vergleicht man die erhobenen Zahlen mit denen der Olympischen Spiele 2004 in Athen und 2008 in Peking wird deutlich, dass der Anteil der Studierenden in der deutschen Olympiamannschaft erneut gestiegen ist. Bereits zwischen 2004 und 2008 war der Anteil dieser Statusgruppe von 33,7% auf 37,0% gestiegen, die in diesem Jahr ermittelten 42,4% stellen den vorläufigen Höhepunkt dar. Darüber hinaus hat sich auch der Anteil der Absolventen erhöht: Unter den deutschen Aktiven befanden sich 41 Sportlerinnen und Sportler (10,1%), die bereits eine akademische Ausbildung abgeschlossen haben (2004: 9,1%, 2008: 9,6%). Die Akademiker im Team stellten damit bei den Olympischen Spielen in London 2012 vor den Bundeswehrangehörigen die größte Berufsgruppe der deutschen Delegation dar: Studierende Athleten und solche, die ihr Studium bereits erfolgreich beendet haben, machten einen Anteil von 52,5% der deutschen Olympioniken aus!
Stärkste sportliche Domänen der studierenden Spitzensportler waren die Sportarten Beachvolleyball, Segeln, Rudern, Hockey, Schwimmen, Judo und Fechten. Die Studierendenanteile schwankten in diesen Sportarten zwischen 87,5% und 46,7%.
Hinsichtlich der Studienrichtungen waren die Wirtschaftswissenschaften (39,0%), gefolgt von den Sportwissenschaften (19,8%), technischen Studiengängen (18,0%), Medizin (15,7%) und den Kultur-, Geistes- und Sozialwissenschaften (15,1%) am häufigsten vertreten.
Von den insgesamt 44 Medaillen des deutschen Olympia-Teams wurden 18, also rund 41%, von Studierenden beziehungsweise mit studentischer Beteiligung erzielt, darunter gut die Hälfte, nämlich sechs der elf Goldmedaillen des deutschen Teams.
Historisches Gold gab es für die Beachvolleyballer Julius Brink (IST Studieninstitut) und Jonas Reckermann (Uni zu Köln), die den ersten Olympiasieg für Deutschland seit der Aufnahme der Sportart Beachvolleyball in das Olympische Programm gewannen. Ebenfalls für einen Rekord der besonderen Art sorgte Robert Harting (UDK Berlin), der mit seiner Goldmedaille im Diskuswurf ein äußerst erfolgreiches Jahr krönte: Innerhalb von 365 Tagen siegte er sowohl bei den Olympischen Spielen als auch bei den Welt- und Europameisterschaften.
In den Kajak-Wettbewerben landete Franziska Weber (FH Potsdam) gleich zweimal auf dem Treppchen: Gold über die 500m-Distanz im Zweierkajak sowie Silber im Viererkajak lautete ihre Erfolgsbilanz. Auch im Rudern durften zahlreiche Studierende einen Olympiasieg feiern: Im siegreichen Doppelvierer der Herren saßen mit Phillipp Wende (TU BA Freiberg), Lauritz Schoof (Uni Hamburg) und Tim Grohmann (HS Ansbach) drei Studierende, während an der Goldmedaille des prestigeträchtigen Deutschlandachters mit Filip Adamski (Uni Bochum), Andreas Kuffner (Beuth HS Berlin), Lukas Müller (FH Dortmund), Maximilian Reinelt (Uni Bochum), Martin Sauer (Uni Bochum), Richard Schmidt (TU Dortmund) und Kristof Wilke (Uni Bochum) gleich sieben Studierende beteiligt waren.
Mit einem 2:1-Sieg gegen die Niederlande sicherten sich die deutschen Hockey-Herren ebenfalls die Goldmedaille und verteidigten damit den bereits in Peking 2008 errungenen Titel des Olympiasiegers erfolgreich. Mit Moritz Fürste (SRH HS Riedlingen), Martin Häner (Charité Berlin), Tobias Hauke (Uni Hamburg), Maximilian Müller (Universität Bayreuth), Jan-Philipp Rabente (Uni Bochum), Max Weinhold (DSHS Köln), Christopher Wesley (Uni Erlangen-Nürnberg), Benjamin Weß (Uni zu Köln), Christopher Zeller (Uni zu Köln) und Philipp Zeller (Uni zu Köln) waren zehn der 16 im Turnierverlauf eingesetzten Spieler Studierende.
Die deutschen Studierenden holten in London aber nicht nur Gold, sondern konnten sich auch über sieben Silber- und fünf Bronzemedaillen freuen.
Die Degenfechterin Britta Heidemann, Promotionsstudentin an der Uni zu Köln, gewann am dritten Tag der Olympischen Spiele mit ihrer Silbermedaille im Einzelwettkampf das erste Edelmetall der deutschen Olympiamannschaft. Im Florettfechten durften Peter Joppich (Euro FH Hamburg), Benjamin Kleibrink (DSHS Köln) und André Weßels (Euro FH Hamburg) die Bronzemedaille feiern.
Judoka Ole Bischof konnte seinen Titelgewinn von Peking 2008 zwar nicht wiederholen, der VWL-Student (Uni zu Köln) freute sich aber auch über die Silbermedaille in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm. Im Speerwurf der Frauen landeten mit der Silbermedaillengewinnerin Christina Obergföll (Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement) und der drittplatzierten Linda Stahl (Uni zu Köln) gleich zwei Studentinnen auf dem Treppchen. Weitere erfolgreiche Leichtathleten waren Björn Otto (Uni zu Köln), der im Stabhochsprung Silber gewann, Lili Schwarzkopf (Uni Paderborn), Silbermedaillengewinnerin im Siebenkampf, sowie Betty Heidler (Uni Frankfurt), die sich im Hammerwurf die Bronzemedaille sicherte.
Im Dressurreiten landete Kristina Sprehe (Uni Oldenburg) mit der Mannschaft auf dem Silberrang, während im silbernen Ruder-Doppelvierer der Frauen mit Carina Bär (Uni Bochum) und Julia Richter (FU Berlin) zwei Studentinnen saßen. Kanute Max Hoff (AKAD Hochschule) gewann im Einer Bronze, ebenso wie Taekwondoka Helena Fromm (HS Ansbach), die in der Gewichtsklasse bis 67 kg über die Bronzemedaille jubelte.
Zahlreiche deutsche Olympioniken sammelten auf ihrem Weg nach London internationale Erfahrungen auch bei studentischen Spitzensportveranstaltungen, wie der Universiade, der größten Multisportveranstaltung nach Olympia, oder den im zweijährigen Rhythmus stattfindenden Studierenden-Weltmeisterschaften. 41 Athletinnen und Athleten (10,0%) der diesjährigen Olympiamannschaft waren in den letzten Jahren in den Nationalmannschaften des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes (adh) in den Sportarten Bogenschießen, Fechten, Judo, Leichtathletik, Rudern, Segeln, Schwimmen, Sportschießen, Taekwondo, Tischtennis, Volleyball und Wasserspringen vertreten.
Ganze sieben Medaillen gingen auf das Konto ehemaliger Universiade-Teilnehmer: Die Silbermedaillengewinner Ole Bischoff (3. Platz Universiade 2003), Britta Heidemann (Teilnahme Universiade 2001), Christina Obergföll (Teilnahme Universiade 2003), Björn Otto (3. Platz Universiade 2003, 1. Platz Universiade 2005) und Thomas Lurz (Teilnahme Universiade 2001 und 2007, 2. Platz Universiade 2005) sowie die Bronzemedaillengewinnerinnen Betty Heidler (1. Platz Universiade 2009) und Helena Fromm (Teilnahme WUC 2010 und 2012) gehören zu den Athleten, die bei Universiaden und Studierenden-Weltmeisterschaften Medaillen und internationale Wettkampferfahrung sammelten.
Die Ergebnisse der Analyse haben deutlich gezeigt, dass die studierenden Spitzensportler in der deutschen Olympiamannschaft eine nicht mehr wegzudenkende Statusgruppe sind, die maßgeblich zu den Erfolgen bei den Olympischen Spielen 2012 beigetragen hat. In den zu den Olympischen Sommerspielen entsandten deutschen Mannschaften der letzten sechs Olympiaden waren es im Wesentlichen Studierende und Bundeswehrangehörige, die einen großen Anteil der Gesamtmannschaft ausmachten und entsprechend auch für einen bedeutenden Anteil der errungenen Medaillen verantwortlich waren. „Ein Studium ist mehr denn je die Grundlage für eine berufliche Zukunft nach dem Spitzensport. Wie die Zahlen zeigen, bleibt die akademische Ausbildung auch in der Entwicklung des Leistungssports eine tragende Säule“, schlussfolgert der ehemalige adh-Generalsekretär Olaf Tabor.
Auch für das Projekt „Partnerhochschule des Spitzensportes“ kann in diesem Zusammenhang ein positives Fazit gezogen werden. 65,7% der studierenden Olympiateilnehmer sind an Hochschulen immatrikuliert, die dem Projekt angehören und Sportlerinnen und Sportler mit Kaderstatus besonders fördern.
Hier gibt es die ausführliche Analyse.